Kabul - Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) bereitet sich auf eine mögliche Präsidentenstichwahl vor. "Die Vorbereitungen für eine zweite Runde laufen", sagte UNAMA-Sprecher Aleem Siddique am Sonntag in Kabul. Nach der Verkündung eines Endergebnisses (des ersten Durchganges vom 20. August) würden zwei bis drei Wochen benötigt, um eine Abstimmung zu organisieren. Spätester Wahltermin sei Anfang November. "Es gibt ein kleines Zeitfenster für eine zweite Runde." Eine Stichwahl würde notwendig, sollte Amtsinhaber Hamid Karzai bei dem amtlichen Endergebnis keine absolute Mehrheit haben.

Knapp zwei Monate nach der Wahl liegt dieses Ergebnis immer noch nicht vor. Karzai wehrt sich nach Angaben aus diplomatischen Kreisen weiterhin gegen die Bekanntgabe eines Endergebnisses, das ihm keine absolute Mehrheit bescheinigt. Die "New York Times" und die "Washington Post" hatten am Freitag berichtet, Karzai habe eine absolute Mehrheit nach Abzug gefälschter Stimmen verfehlt. Damit wäre laut Verfassung eine Stichwahl zwischen Karzai und seinem wichtigsten Herausforderer, Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, notwendig.

Entgegen ihrer ursprünglichen Ankündigung hatte die UNO-unterstützte Beschwerdekommission (ECC) am Samstag ihre Analyse des Wahlbetrugs nicht an die Wahlkommission (IEC) übergeben und nicht veröffentlicht. Die IEC muss die von der ECC ermittelten gefälschten Stimmen bei einem amtlichen Endergebnis berücksichtigen, das sie erst danach veröffentlichen darf. Karzais Wahlkampfmanager Wahid Omar sagte dem deutschen Sender ARD am Sonntag, er gehe weiter von einer absoluten Mehrheit für den Präsidenten aus. Er hoffe auf ein "Ende der politischen Ungewissheit" noch am Sonntag oder am Montag. (APA)