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Foto: Archiv

Surfend Tontauben schießen. Ein Bahnhof auf Rädern, der den Zug verlässt, ein Mann läuft ihm nach. Dann, ein Mann, der einem Baum nachläuft. Monty Python lässt grüßen.

Eine DDR voller Nazis und eine französische Résistance, die ihre Missionen als Kuh mit Gummistiefel (warum?) verkleidet absolviert. Natürlich kommt ein Stier. Der Film, der als Parodie auf Agentenfilme antritt, zerfällt in zahllose Gags und bietet keinen roten Faden, der sich gegen die Übermacht an Slapstick durchsetzen könnte.

Die Rede ist von "Top Secret!", dem unglaublichsten DDR-Film aller Zeiten, an den dieses TV-Tagebuch inmitten des Ernstes des Mauerfallgedenkens erinnern will. Das Regieteam Zucker-Abrahams-Zucker, das später noch geradlinigeren Klamauk wie "Die nackte Kanone" bringen sollte, holte 1984 einen noch unbekannten Val Kilmer für die Hauptrolle.

Handlung? Blödsinn! Wichtig ist, dass alle Europaklischees von Surf-Rock-'n'-Roller Nick Rivers ausgebadet werden müssen. Unter Fans berühmt geworden ist eine Szene im schwedischen Buchgeschäft, die rückwärts gedreht wurde, damit das Rückwärtsenglisch als Schwedisch durchgehen, Kilmer in übermenschlicher Coolheit von weitem Bücher punktgenau ins Regal werfen und mittels Rutschstange nach oben in den ersten Stock gelangen konnte. Weil die Szene einen Anfangssketch benötigte, hat der Schwede ein Riesenauge, das bleibt, auch wenn er die Lupe weglegt.

Würde man dem Film die Gags nehmen, bliebe nichts übrig. Allein Mel Brooks' Spaceballs konnte Top Secret! das Wasser reichen. Spätestens bei jüngerem Schrott wie Scary Movie merkt man, wie solche umfassenden Parodien heute fehlen. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 19.10.2009)