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Ein baldiges Ende des Streits zwischen Gegnern und Befürwortern ist nicht in Sicht.

Schützen/Oslip – Johann Schumich fühlt sich etwas verschaukelt. Bemerkenswerterweise "von der Politik" . Bemerkenswerterweise deshalb, weil Johann Schumich ja selber ein Politiker ist, immerhin haben die Osliper den ÖVPler zu ihrem Bürgermeister gewählt. Will er als solcher aber im nahen Eisenstadt etwas bewegen, hat er offenbar die gleichen Probleme wie du und ich. Und aus diesen zieht er auch ähnliche Schlüsse wie der vielbeschworene "kleine Mann" , nämlich:"Die verschaukeln uns."

Im Konkreten fühlt er sich verschaukelt vom roten Straßenbau-Landesrat Helmut Bieler, dem es gelungen ist, eine ursprünglich geplante "kleinräumige Umfahrung" der Osliper Nachbargemeinde Schützen der Asfinag ins Pflichtenheft zu schreiben. Da die aber nur Autobahnen und Schnellstraßen bauen darf, soll dort nun um immerhin 53 Millionen Euro ein zehn Kilometer langes hochrangiges Straßenstück entstehen, das in jene B50 mündet, auf der es ein Lkw-Transitverbot gibt.

Teil des von der Asfinag zur Umweltverträglichkeit eingereichten Planes ist eine Johann Schumich auf die Palme bringende "Anschlussstelle Oslip" . Die werde, erläutert er, "auf elf Meter hinaufführen, einen Kilometer lang sein, ganz Oslip ist 800 Meter lang" .

Dagegen läuft in Oslip gerade eine Unterschriftenaktion. Anfang des Monats war Johann Schumich mit seinem Anliegen sogar bei Peter Resetarits im Fernsehen. Wenig später verkündete aber Helmut Bieler via Kronen Zeitung, es werde keine "Vollanschlussstelle Oslip" geben, sondern bloß eine "Halbanschlussstelle" .

Davon eben fühlt Johann Schumich sich verschaukelt. Immerhin sehe der zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereichte Plan ausdrücklich eine Vollanschlussstelle vor. Weshalb ihm das als eine Art politische Nebelgranate dünkt. "Kaum ist das in der Krone gestanden, haben mich viele Osliper angerufen und gemeint, jetzt bräuchten sie ja eh nicht mehr unterschreiben."

180 Prozent

Der Bürgermeister musste sich wieder auf den Weg von Haus zu Haus machen, um zu verkünden: "Wir sind weiterhin zu 180 Prozent gegen das Projekt" , in dem nicht nur er ein Tor zur künftigen Transithölle sieht. "In zehn Jahren haben wir den Lückenschluss." Dann würde die S31 die Ost- mit der Südautobahn verbinden, und zwar mitten durchs "sensible Gebiet" am Neusiedler See.

Das sieht Siegmund Kleinl naturgemäß ganz anders. Der Schriftsteller wohnt direkt an der Schützener Durchzugsstraße, ist Sprecher der Initiative "Schützen schützen" , die vehement den Bau der Umfahrung fordert, denn:"Die geplante Nordumfahrung Schützen nützt vielen und bringt niemandem Nachteile."

Penibel rechnet er vor:"Die geplante Umfahrung führt 600 bis 800 Meter nördlich an Schützen vorbei, ist zweispurig und entlastet nachweislich 40 Prozent der Bewohner massiv, 40 Prozent leicht, bei den restlichen 20 Prozent bleibt die Situation, wie sie ist." Im Grunde sei das auch nicht, wie von den Ausbaugegnern hingestellt, eine Autobahn. "Sie ist ein Zubringer zur S31, was die derzeitige Straße durch das Ortsgebiet bis Eisenstadt seit Bestehen der S31 bereits ist."

Die durch den Bauträger Asfinag bedingte Hochrangigkeit der Umfahrung (Schumich:"Die Asfinag baut das, weil das Land sich die kleinräumige Umfahrung nicht leisten kann oder will" ) habe zudem noch den immensen Vorteil der strengen Vorschriften. Bei einer kleinräumigen Umfahrung gebe es zum Beispiel keinen Mindestabstand zum Dorf.

Beide, sowohl Johann Schumich als auch Siegmund Kleinl, werden jedenfalls noch länger mit dem Thema beschäftigt sein. Helmut Bieler hat schon angekündigt, dass die Umplanung der Osliper Anschlussstelle das UVP-Verfahren verlängern werde. (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2009)