Erbil/Istanbul  - Als Zeichen des Friedens haben am Montag acht Rebellen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK den bewaffneten Kampf aus dem Nordirak gegen die Türkei aufgegeben. Zusammen mit 26 türkisch-kurdischen Flüchtlingen aus dem Lager Machmur folgten die Bewaffneten einem Aufruf des seit mehr als zehn Jahren inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan und kehrten über den Grenzübergang Habur friedlich in die Türkei zurück. Dort hätten sie sich den Behörden gestellt, berichteten türkische Fernsehsender.

Mit dem Schritt will die PKK der türkischen Regierung unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Gelegenheit zu einer friedlichen Lösung des Konflikts geben, wie PKK-Vertreter erklärten. "Der türkische Staat muss dies als Chance sehen. Unsere Mission soll einen dauerhaften Frieden bringen", sagte der Sprecher der Gruppe, Serif Gencdag. Kurdische Politiker erwarten, dass die PKK-Leute möglichst umgehend auf freien Fuß kommen.

Ankara signalisiert seit einigen Monaten, dass die kurdische Volksgruppe mehr Rechte erhalten soll. "Wir können nicht bis Ende des Jahres warten. Das ist zu spät. Wir können in diesem Prozess mit dem beginnen, was schon umsetzbar ist", hatte Erdogan gesagt. Er lehnte aber eine direkte Zusammenarbeit mit Öcalan und seiner PKK weiter kategorisch ab. In dem Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Armee sind nach offiziellen Angaben aus Ankara bisher etwa 35 000 Menschen getötet worden.

Irakische Kurdenpolitiker äußerten sich am Montag erleichtert über die Entsendung dieses "Friedenskonvois" der PKK. "Wir sind sehr froh über diesen Schritt, denn der Präsident des kurdischen Autonomiegebietes im Nordirak unterstützt alles, was dem Frieden in der Region dient", sagte Fuad Hussein, der Stabschef von Kurdenpräsident Massud Barsani in Erbil.

 

Tausende demonstrieren in Diyarbakir

In einigen Städten der Türkei haben tausende Menschen für die Beilegung des Kurden-Konflikts demonstriert. In Diyarbakir im südosttürkischen Kurdengebiet versammelten sich am Montag rund 5000 Demonstranten, in Istanbul nach Polizeiangaben weitere 2500. Kundgebungen fanden auch in Izmir, in den südöstlichen Städten Batman und Mardin sowie in Tunceli, Van und Mus im Osten des Landes statt.

Anlass war die Rückkehr von acht Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus dem Irak in die Türkei. Sie hatten sich mit 26 Anhängern auf den Weg gemacht, um das Vorhaben der türkischen Regierung voranzutreiben, den seit 25 Jahren dauernden Kurdenkonflikt friedlich beizulegen.

"Willkommen Friedensbotschafter! Hand in Hand für einen ehrenvollen Frieden", riefen die Demonstranten in Diyarbakir. Mit weiteren Parolen machten sie sich für den seit zehn Jahren inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan stark. Die Kundgebung auf einem zentralen Platz der kurdisch geprägten Metropole fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. In Istanbul skandierten die Demonstranten, Öcalan sei ein "Friedensbotschafter". Die Demonstranten wurden von Polizisten begleitet, die aber nicht eingriffen.

Öcalan hatte dazu aufgerufen, sogenannte Friedensgruppen in die Türkei zu schicken. Im August hatte er der türkischen Regierung einen eigenen Friedensplan unterbreitet. Der türkische Justizminister Sadullah Ergin hat am Wochenende angekündigt, die Isolationshaft Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer könne beendet werden. In wenigen Tagen seien die Voraussetzungen geschaffen, um weitere Häftlinge auf der Insel unterzubringen.

In der Türkei gehören rund 20 Prozent der Bevölkerung und damit bis zu 15 Millionen Menschen der kurdischen Volksgruppe an. Die Kurden stellen die größte ethnische Minderheit. Sie kämpfen für mehr autonome Rechte, etwa die Anerkennung ihrer eigenen Sprache. Tausende türkische Kurden sind während des bewaffneten Konflikts in den kurdischen Nordirak geflohen und leben dort in Flüchtlingslagern. Die PKK unterhält mehrere Lager, von denen sie Bewaffnete zu Angriffen in die Türkei geschickt hat. (APA)