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Im Gegensatz zum Cannabis, bei dem die gesamte Pflanze verwendet wird, sind Cannabinoide pflanzliche oder vollsynthetisch bzw. halb-synthetisch hergestellte Einzelsubstanzen

Foto: APA/EPA/DIRK WAEM

Wien - Die Verabreichung von Cannabinoiden an Krebspatienten entspricht dem neuesten Stand der medizinischen Wissenschaft, erklärt Hans-Georg Kress, Leiter der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerztherapie am AKH Wien. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die den Nutzen von Cannabinoiden in der Schmerztherapie belegen. "Nicht nur Krankheitssymptome wie Ängstlichkeit, Übelkeit und Schwindel werden deutlich gelindert, die Patienten haben auch weniger Schmerzen", so Schmerspezialist Kress in einer Aussendung der Österreichischen Schmerzgesellschaft im Rahmen der Österreichischen Schmerzwochen.

Weniger Schmerzen, Schwindel und Ängstlichkeit

Im Gegensatz zum Cannabis, bei dem die gesamte Pflanze verwendet wird, sind Cannabinoide pflanzliche oder vollsynthetisch bzw. halb-synthetisch hergestellte Einzelsubstanzen. Während sich frühere Forschungsarbeiten vor allem auf die appetitanregende und brechreizlindernde Wirkung der Cannabinodie konzentrierten, wurden zuletzt zunehmend auch ihre schmerzlindernden Eigenschaften erforscht. So zeigte eine Studie an 112 Krebspatienten, die entweder ein Cannabinoid oder ein Placebo erhielten, dass das Cannabinoid die Schmerzen deutlich senkte. Auch Symptome die wie Schwindel, Ängstlichkeit und das Gesamtempfinden besserten sich. Patienten, die das Cannabinoid nahmen, benötigten außerdem weniger andere Medikamente wie z. B. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), trizyklische Antidepressiva oder Antikonvulsiva.

In einer anderen Studie erhielten Patienten mit der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie über einen Zeitraum von vier Wochen entweder ein Cannabinoid oder ein Placebo. Es zeigte sich, dass jene Patienten, die das Cannabinoid erhalten hatten, nicht nur weniger Schmerzen litten, auch ihre Ängstlichkeit hatte sich verringert und ihre Lebensqualität deutlich verbessert. Ein weiterer Effekt: Cannabinoide sorgen beispielsweise dafür, dass unangenehme schmerzhafte Erfahrungen aus unserem Gedächtnis gelöscht werden. Kress: "Wir müssen endlich davon loskommen, beim Stichwort Cannabinoide sofort an Cannabis zu denken. Cannabinoide sind wirksame Arzneimittel für schwer kranke Menschen." (red)