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Quelle Österreich denkt schon länger über eine Stand-Alone-Lösung nach. Anlässlich der Katalog-Präsentation im Juli hatte Vorstandschef Wolfgang Binder auch noch ein Alternativ-Szenario im Rahmen eines internationalen Geschäftes im Kopf.

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Wien - Es war ein Sterben auf Raten: Seit Monaten rang der Quelle Versand ums Überleben, doch die erhofften Investoren zogen sich zurück. Der Konzern sperrt jetzt in Deutschland zu und droht, seine Tochter in Österreich mit in den Abgrund zu ziehen. 1200 Arbeitsplätze wackeln. Auch bei Post und ÖBB liegen die Nerven blank: Sie fürchten, als große Partner stattliche Geschäftspakete zu verlieren.

Allein für die Post geht es im Jahr um fünf bis sechs Millionen Pakete und mehr als 900.000 Kataloge. Die ÖBB wickelt für Quelle die gesamte Distribution der Weißware in Österreich und Südtirol ab.

Quelle Österreich und die Belegschaft üben sich in Optimismus: Ein Investor werde gesucht, alles sei im Fluss, sagt Betriebsrat Felix Hinterwirth. "Wir sind nicht tot, wir haben in den vergangenen Jahren sehr gut verdient und arbeiten seit Monaten an Plan B." Auch Lieferanten hätten großes Interesse daran, dass die Auslandstöchter des Versandhauses überlebten.

Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen und in Bankenkreisen sieht die Sache anders aus. Das Unternehmen drohe wie ein Kartenhaus zusammen zu fallen, ein Drama zeichne sich ab, so der Tenor. Als der einzige realistische Interessent gilt die deutsche Otto Gruppe. Neckermann sei mit eigenen Problemen beschäftigt, der deutsche Klingel-Versand zu klein. Otto verspricht nun, den Kauf des Geschäfts in Osteuropa und Österreich zu prüfen. Branchenkenner zweifeln daran. Der Finanzbedarf, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, sei enorm. Allein ist Quelle Österreich nicht überlebensfähig.

70 Prozent des Einkaufs laufen über Deutschland, ohne diese zentralen Strukturen verteuert er sich erheblich. Nach Jahren der Verluste hat die Österreich-Tochter 2007 den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Im Vorjahr sollen das gute positive Ergebnis vor allem Einmaleffekte beeinflusst haben. Der Umsatz lag bei einem Eigenkapital von 38 Mio. Euro bei gut 215 Mio. Euro. Heuer soll es dem Vernehmen nach wieder Verluste geben. Geschäftsführer Wolfgang Binder betont einmal mehr das "unverändert zufriedenstellende Geschäft".

Quelle läuft gegen die Zeit an. Eine Entscheidung, wie es in Österreich weiter geht, muss bereits in den kommenden zwei Wochen fallen. Entscheidend ist, ob der deutsche Insolvenzverwalter die nötigen Prozesse, von Geldströmen bis zur Warenlogistik, aufrecht erhält.

In der Branche geht man davon aus, dass Quelle das Weihnachtsgeschäft gut über die Bühne bringen will. Die Monate September bis Dezember sorgen für rund 60 Prozent des Jahresumsatzes. Es ließe sich aber auch mit einigen hundert Leuten abwickeln. In letzter Konsequenz ohne Investoren könnten verbliebene Vermögensgegenstände wie Marke und Adressen einzeln verkauft werden. Hart in der Bredouille sind auch die Partner des Konzerns. Es geht um Logistikdienstleister ebenso wie um Inkassobüros. Außenstände der Quelle bei den Kunden sollen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Eine Insolvenz hebt die Zahlungsmoral in der Regel nicht.

Partner zittern

"Wir können die Auswirkungen auf uns noch nicht abschätzen", sagt Post-Sprecher Michael Homola. Die Post hat die Paketzustellung für die Quelle heuer von Hermes zurückgeholt, arbeitet dabei aber vertraglich für den Paketdienstleister. Dieser könnte nur um Teile der Retourpakete umfallen. Die Deutsche Post sieht bereits einige hundert Stellen in Gefahr. Die ÖBBerzielen mit Quelle vier Mio. Euro Umsatz, das sind gut fünf Prozent des Geschäfts in der Kontraktlogistik. Ein Ausfall würde ihr Logistikcenter in Linz empfindlich treffen. (Verena Kainrath, DER STANDRD, Printausgabe, 21.10.2009)