Geschwungene Linie, wenig Geländeambitionen, dafür auf der Straße solider denn je. Und: aufwändige Vollhybridtechnik für eine weiße Öko-Weste.

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Im Gelände ein Tier, auf der Straße ein Lord. Standesgemäßer 5,0-Liter-V8, aber Trinksitten wie ein englischer Urlauber.

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Die meisten anderen grübeln noch, die sonst so selbstbewussten Deutschen kommen gaaanz zaghaft in die Gänge, da macht Toyota mit Lexus vor, wie's geht:

Außer dem IS ist heute schon jede der vier Kernbaureihen in einer Hybridversion erhältlich, und die avisierte neue Einstiegsbaureihe LF (ab 2011) soll ebenfalls mit dem antriebstechnischen Dopplereffekt punkten.

Im Nobel-SUV RX 450h fällt auf, wie dramatisch besser das Hybrid-auto gegenüber dem Vorgänger geworden ist. Speziell das Fahrwerk, früher doch eher ein Kritikpunkt, ist löblich zu erwähnen, damit verursachen nun auch Langstrecken Vergnügen statt Bedenken.

Auch am Allradantrieb gibt's nun nichts mehr zu mäkeln – gleichwohl nicht etwa unterstellt wird, dies sei ein Typ fürs Grobe (dafür sind Toyotas Land Cruiser zuständig).

Ganz besonders aber muss man die Japaner für ihre technische Kompetenz und ihren Hang zur Perfektion bewundern: Sämtliche Komponenten des Hybridantriebs – das heißt bei Lexus: Vollhybrid – werken extrem harmonisch zusammen.

Kein Ruckeln zwischen rein elektrischem Fahren, rein verbrennungsmotorischem oder kombiniertem.

Und weil die Leistung um zehn Prozent gesteigert, der Verbrauch im Gegenzug um gleich 23 Prozent gesenkt wurde, ist der RX 450h neuerdings wirklich und wahrhaftig ein Konkurrent der großen Germanen-SUVs mit sparsamem Diesel: Wir blieben im Testzeitraum trotz zügigen Fahrstils erkennbar unter zehn Litern / 100 km.

Fordert man den Range Rover 5,0 V8 Supercharged – damit wäre das andere hier zu besprechende Extrem genannt – ähnlich, ergibt sich ein beinahe doppelt so hoher Verbrauch.

V8-Kompressormotor mit 500 PS, wir hatten unlängst die Ehre, dem neuen Topaggregat im Jaguar XKR zu begegnen, Kraft bis zum Abwinken auch im Rangie, souverän wie nur was, und elitär, meine Herren.

Wie meinte Ko-Tester Michael V.? "Ein tolles Fahrzeug, aber irgendwie fährt ständig ein schlechtes Gewissen mit. Man schleppt halt unheimlich viel Auto mit. Und das mit unglaublicher, jederzeit abrufbarer Leistung."

Ein Auto also für Menschen, die überragende Geländetauglichkeit, Prestige und Luxus nach Gutsherrenart glücklich machen – und die sich vom strammen medialen Gegenwind nicht beirren lassen. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/16.10.2009)