Mit einem – sagen wir – bemerkenswerten Vorschlag lässt der in Wien lebende Bremer Soziologe Gerhardt Amendt von sich hören: Die Frauenhäuser - Fluchtorte für die (leider immer noch vielen) Frauen, die sich vor Prügeln und anderen Misshandlungen durch Männer in Sicherheit bringen müssen - gehörten abgeschafft, schreibt er in einem Artikel, der in der deutschen Tageszeitung "die Welt veröffentlicht worden ist.

http://www.welt.de/politik/article3936899/Warum-das-Frauenhaus-abgeschafft-werden-muss.html#vote_3937090

Dabei geht der emeritierte Professor in die Vollen: In den Frauenhäusern eröffne sich eine "Welt des Männerhasses", entfalte sich die "unheilvolle Ideologie des Radikalfeminismus2 laut dem "Beziehungen zwischen Männern und Frauen durch Täter- und Opferstatus gekennzeichnet seien".

 

Warum schreibt Amendt das? Weil er verhindern will, dass die deutschen Frauenhäuser - die wie überall sonst auch Frauen vor schweren Verletzungen und Todesgefahr schützen - finanziell künftig voll abgesichert werden: Dem Familienausschuss des Bundestages in Berlin liegt derzeit ein Gesetzesentwurf zum Beschluss vor, der allen einschlägigen Einrichtungen ein fixes Budget aus Bundesmitteln garantiert: Ein Plan, der übrigens auch in Österreich schon gewälzt, aber aus budgetären Gründen immer wieder verschoben wurde.


In Deutschland wiederum ließ die "Welt"-Redaktion Amendts verschrobene Idee unter Leserinnen und Lesern ihrer Onlineausgabe abstimmen: "Gehören Frauenhäuser abgeschafft?" lautete die Frage. Bis 29. Juni hatten sich 43 Prozent dafür, 57 Prozent dagegen ausgesprochen: Doch auch wenn das Voting gegen Amendts Vorschlag auszugehen scheint: Es verleiht der Diskussion eine Relevanz, die sie sonst nicht hätte. Das wirkt populistisch und ethisch bedenklich: So als ob, zum Vergleich, ein österreichisches Medium die Frage abstimmen lassen würde: "Soll Österreich aus der Genfer Flüchtlingskonvention austreten und keine Asylwerber mehr aufzunehmen?"


Irene.Brickner@derStandard.at