"Wie es einem als Flüchtling geht? Du wirst dauernd hin- und hergeschickt, läufst irgendwelchen Hoffnungen hinterher, die sich am Ende meistens als falsch herausstellen. Das hängt auch damit zusammen, dass es für Flüchtlinge schwierig ist, zu verlässlichen Informationen zu kommen. Bei der Einvernahme durch die Behörden, bei den verschiedenen Beratungsstellen, in Gesprächen mit anderen Asylwerbern, alle erzählen dir irgendetwas anderes. Auf welche Ratschläge soll ich dann hören, wenn es um mein Asylverfahren geht? Wenn du dann auch noch die Landessprache nicht beherrschst, nirgends selbst nachlesen kannst, wie es jetzt wirklich ist, fühlst du dich total machtlos.

Mit der Unterbringung ist es dasselbe. Erst die Ankunft in Traiskirchen. Du denkst, du bist als politischer Flüchtling der Verfolgung entkommen und auf einmal sitzt du wieder im Gefängnis. Jedenfalls war das mein erster Eindruck dort. Baracken, Wächter mit Hunden, unfreundliche Behandlung. Eben fast wie in einem Straflager. Danach war ich in mehreren Flüchtlingsheimen und in Pensionen am Land. Immer nur kurze Zeit und dann bin ich wieder weitergeschickt worden. Nirgends Zeit, sich heimisch zu fühlen. Außerdem erzeugt das dauernde Übersiedeln sehr viel Stress. Ich musste auch zwei Deutschkurse abbrechen, weil ich einer anderen Unterkunft zugewiesen wurde.

Das war eben wieder dieses Gefühl: es bestimmten immer andere über das eigene Schicksal. Besonders in den Pensionen ist die Unterbringung oft sehr schlecht. Die Heizungen funktionieren nicht, das Essen ist von mangelhafter Qualität. Oder Moslems bekommen Schweinefleisch zum Essen. Oder man muss zwei Tage auf den Arzt warten, wenn man krank ist. Und das obwohl die Wirte Geld vom Staat bekommen. Wenn man protestiert, heißt es nur, man soll froh sein, überhaupt hier leben zu dürfen. Ich bin auch froh, nicht mehr in Tschetschenien zu sein, wo Menschen willkürlich erschossen und verschleppt werden, aber eigentlich wäre es mir lieber, nicht so dankbar sein zu müssen und stattdessen wieder mehr für mich selbst entscheiden zu können."