Dass wir – wenn auch nur in bescheidenem Rahmen - dennoch ein wenig bewegen können, ist einerseits unseren SpenderInnen und SponsorInnen zu verdanken, zum anderen auch den vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die sich bei uns engagieren.

Die steigende Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit, nicht nur in meinem Verein, sondern im gesamten Sozialbereich hinterlässt bei mir aber dennoch gemischte Gefühle. Mich beeindruckt wie viele Menschen sich bei uns melden um einen oft beträchtlichen Teil ihrer Freizeit für unentgeltliche Arbeit einzusetzen. Allerdings beunruhigt mich auch die Vorstellung dass hier mit privatem Engagement dort eingesprungen wird, wo der Staat immer mehr auslässt und sich vor seiner sozialpolitischen Verantwortung drückt. Um den Gedanken ein bisschen weiterzuspinnen: Tragen meine MitarbeiterInnen und ich vielleicht sogar, indem wir Flüchtlinge von der Straße holen, dazu bei, dass das BMI weiter davon phantasieren kann, in Österreich würden alle AsylwerberInnen gut versorgt? Und liefern die NGOs, wenn sie mit viel Selbstausbeutung die zunehmend knappen Ressourcen wettzumachen versuchen, den öffentlichen Förderstellen nicht die besten Argumente, munter weiter zu kürzen? Denn offensichtlich funktioniert es ja auch mit weniger Geld der öffentlichen Hand…

Ich werde zwar auch zukünftig nicht alle obdachlosen AsylwerberInnen ins Büro von Minister Platter schicken (wenn ich auch manchmal Lust dazu hätte). Statt dessen werde ich weiter versuchen, sie irgendwo und irgendwie unterzubringen, aber ich habe immer stärker den Eindruck, dass sich unser Sozialsystem mehr und mehr in Richtung privater Wohltätigkeit entwickelt – und das betrifft übrigens längst nicht nur die Flüchtlingshilfe.

Die Kürzungen im Sozialbereich machen sich aber auch noch anders bemerkbar: gar nicht so wenige der "Ehrenamtlichen" sind eigentlich verdeckte Arbeitslose, die die Zeit der Arbeitssuche nach dem Studium oder der FH mit Volontariaten oder Praktika zu füllen versuchen, um wenigstens zu Berufserfahrung und Pluspunkten im Lebenslauf zu kommen. Den NGOs bleibt der erwähnten Kürzungen wegen dann oft gar nichts anderes übrig, als auf diesem "Gratis-Arbeitsmarkt" zuzugreifen. Diese Entwicklung ist zwar nichts Neues, bleibt aber doch ein ziemliches Dilemma, besonders für NGOs, die im Sozialbereich tätig sind.

Die alltägliche Zusammenarbeit mit "Ehrenamtlichen" war für mich jedenfalls immer zugleich Herausforderung und Bereicherung. Ersteres weil durch die ständige Fluktuation ein größerer Bedarf an Einschulung entsteht. Zudem müssen MitarbeiterInnen natürlich selbst betreut werden. Manchmal – aber hier handelt es sich eben um Einzelfälle - müssen sie auch vor ihrem eigenen Eifer geschützt werden, wie jene Menschen, die ein "Helfersyndrom" zu einer NGO treibt. Ich denke da beispielsweise an eine Mitarbeiterin, die sich im Vollzeitausmaß zu engagieren begann, bis sich herausstellte, dass sie selbst Wohnung und Job verloren hatte…

Insgesamt jedoch sind die zahlreichen Menschen, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren, auch dank ihres vielfältigen beruflichen Hintergrunds aus der Arbeit meines Vereins nicht wegzudenken. Für mich ist es immer wieder spannend, zu erleben, wie auf diese Weise neue Ideen und unkonventionelle Lösungen entstehen.

Abschließend möchte ich mich an dieser Stelle bei meinen vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen bedanken. Ohne euren zum Teil jahrelangen Einsatz hätte es einen Verein Ute Bock wohl nie gegeben.