Allerdings ist der Mann, den Frau N. heiratet, ein Asylwerber. Er stammt aus einem westafrikanischen Staat, weil er dort als aus politischen Gründen verfolgt wird, ist er über viele Umwege in Österreich gelandet.

Die Chancen, in einem EU-Land Asyl zu bekommen, gleichen (wie im vorletzten Blog vom 4. April beschrieben) mittlerweile einer Lotterie. Frau N.s Mann hat (wie in Österreich viele andere Afrikaner/innen) "Pech", sein Asylantrag wird abgelehnt, seit 6 Jahren läuft nun das Berufungsverfahren.

Womöglich werden sich jetzt so manche denken, dass hier eine Scheinehe vorliegt. Das dachten wohl auch die Behörden, die das Ehepaar N. an einem Feiertag im Frühling früh am Morgen "aus dem Bett" läuteten, um zu kontrollieren, wie "echt" denn die Ehe sei. Die Beamten kamen nach eingehender Prüfung privater Dinge wie z. B. Zahnbürsten zum Ergebnis, dass hier keine Scheinehe vorliegt.

Wie sieht nun ein Eheleben mit einem Asylwerber aus: Zunächst einmal verlor Frau N.s Ehemann sofort die Grundversorgung, denn durch die Eheschließung soll nun Frau N. für ihren Mann aufkommen. Der Ehemann wiederum kann gar nichts zum gemeinsamen Einkommen beitragen, denn als Asylwerber ist er vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Die finanzielle Belastung für Frau N. steigt enorm, denn ihr bisheriges Einkommen soll nun für zwei Menschen ausreichen, Schulden sind unvermeidlich.

Dazu kommt die permanente Angst vor der Zukunft, das Damoklesschwert der Abschiebung ist als ständige Bedrohung präsent. Das neue Fremdengesetz besagt, dass Frau N.s Ehemann den Antrag doch in seinem Heimatland stellen soll (aus dem er aus Angst vor Verfolgung geflohen ist). Ziemlich zynisch, dieses Gesetz. Erstens sind die Reisekosten nach Westafrika sehr hoch, zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frau N.s Ehemann dann jemals wieder nach Österreich darf, sehr gering. Und drittens wäre Frau N. dann lange von ihrem Ehemann getrennt, sie kann ja auch nicht ihren Arbeitsplatz aufgeben, um ihren Mann zu begleiten.

Zwangsläufig führt diese Situation zu Angst, Wut, Depression und Burn out, alles wird zur Belastung, an ein landesübliches normales Leben (womöglich mit Urlaubsreisen) ist überhaupt nicht zu denken, der Aufbau von sozialen Kontakten sehr schwierig. Der permanente Stress erschwert auch die berufliche Situation von Frau N., jeder Fehler erhöht die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, was fatale Folgen für beide hätte.

Aus all dem kann man schließen, dass es der österreichischen Regierung am genehmsten wäre, wenn Frau N. ihren Arbeitsplatz und ihr Leben in Österreich aufgeben und mit ihrem Mann in ein armes Land in Westafrika ziehen würde, in dem der Ehemann Verfolgung fürchten muss.

Will das auch die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung?