Unmittelbar während des ganzen Wirbels habe ich mich kaum auf die Straße getraut. Aber die Reaktionen auf die Turbulenzen rund um das Weiterbestehen des Vereins war dann ganz anders, als ich erwartet habe: Mich reden Leute an, mir geben Leute auf der Straße Geld, das ist unglaublich. Was die Leute alles gespendet haben nach diesem Pressewirbel, das hätte ich nie geglaubt. Neulich steht abends eine Frau vor der Türe, die sagt mir: "Wir sind so froh dass Sie bei uns im Bezirk sind!", dann drückt sie mir 500 Euro in die Hand. Ein anderer sagt mir auf der Straße: "Ich bewundere das was Sie da machen, ich habe zwar nicht viel, aber das gebe ich gerne." Wieder sind es 500 Euro - das ist viel Geld. Ehemalige Zöglinge aus meiner Zeit als Jugenderzieherin überweisen mir Geld, das ist zum Schreien schön.

In der Zohmanngasse habe ich als Jugenderzieherin die Zeit der Punker erlebt, das war damals gerade modern. Einer der ärgsten damals ist mir gerade untergekommen - auf der Spenderliste! Neulich war ein junger Mann aus Afghanistan da, den wir im Verein betreut haben und der in Österreich bleiben darf, der bringt mir 100 Euro. Als ich ihm gesagt habe, er soll es sich doch behalten, weil er ja selber nichts hat, sagt er nur, nein, er will das zahlen. Das ist schon schön, dass es so etwas gibt.

Ich war neulich mit einer Klientin, die sich regelmäßig bei der Polizei melden muss und sich nicht alleine hin traut, auf der Polizeistation, sagt der Beamte dort: "Na Frau Bock, wie geht's Ihnen denn? Machen's weiter?" Als ich gesagt habe, dass ich sicher weiter mache, sagt er mir, dass er das super findet.

Andererseits muss ich schon sagen, dass ich mich nicht erinnern kann, wann es so arg war, dass es so viele Menschen gibt, die kein Geld haben. So viele, die nicht mehr über die Runden kommen. Dass so viele Leute zu mir betteln kommen wegen Lebensmitteln - so drastisch war das in meiner doch recht langjährigen Erfahrung im Sozialbereich bisher nie.

Dann kommen aber auch aus politischen Ecken, wo ich es nicht erwartet hätte, noch reichlich Spenden dazu. Normalerweise habe ich immer in den Wochen vor wichtigen Wahlen große Probleme, die "Operation Spring" war ja damals auch fünf Tage vor der Wahl.

Aber diesmal war es anders. Und es schaut gut aus und lässt uns wieder hoffen.