Wien - Ein 38-jähriger Mann, der im vergangenen Mai in Wien-Leopoldstadt seine Freundin erstochen und zersägt hat, ist am Dienstag im Straflandesgericht als zum Tatzeitpunkt zurechnungsunfähig eingestuft und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Die Geschworenen gingen davon aus, dass er die Bluttat unter dem Einfluss seiner chronisch paranoiden Schizophrenie begangen hat und damit ein Schuldausschließungsgrund gegeben war. Die Entscheidung ist rechtskräftig. Verteidiger Michael Schnarch verzichtete auf Rechtsmittel.

"Ich bin Gott"

"Ich habe die starke Vorstellung gehabt, ich bin Gott. Sie war Luzifer. Sie muss getötet werden. Sie war das Böse", hatte der 38-Jährige den Geschworenen erklärt.

Der Unterbringungsantrag stützte sich auf ein psychiatrisches Gutachten, demzufolge der Täter nicht schuldfähig war. Folglich konnte ihm das Verbrechen nicht als Mord angelastet werden. Da nach Ansicht der Anklagebehörde zu befürchten ist, dass der Mann unter Einfluss seiner geistigen Abartigkeit neuerlich eine Handlung mit schweren Folgen begehen könnte, war die Staatsanwaltschaft für die zeitlich unbefristete Anhaltung in einer geschlossenen Anstalt eingetreten.

Religiöse Konflikte

Der Mann hatte die Frau 2004 kennengelernt. Der Obdachlose zog bei ihr ein, seit 2006 soll es zu Tätlichkeiten gekommen sein, weil sie unter anderem mit seinen religiösen Vorstellungen - er gehörte der Hare Krishna-Bewegung an - nicht konformging.

Medikamente abgesetzt

Möglich, dass auch sein psychisches Befinden Probleme schaffte. Fünfmal wurde der Mann im Otto-Wagner-Spital stationär behandelt. Zuletzt bekam er Medikamente verschrieben und wurde nach Hause geschickt. Die Tabletten nahm er am Ende aber nicht mehr. "Ich habe gedacht, ich bin gesund und habe es überwunden", berichtete der 38-Jährige.

"Da habe ich zugestochen"

Vermutlich am 22. Mai kam es dann zu der Bluttat. Seine Freundin habe ihn "angeschrien", erzählte der  Mann: "Ich bin schnurstracks in die Küche gerannt und habe dann mehrmals zugestochen. Sie hat gesagt, dass sie blutet und einen Rettungswagen braucht. Da habe ich noch mehr zugestochen. Vier, fünf Mal. Dann war sie tot." Anschließend habe er sich "Jetzt tu ich sie zersägen" gedacht und die Leiche in die Badewanne zersägt.

Überreste verschwunden

Die Leichenteile packte der Mann in Müllsäcke, die er in einem Container entsorgte. Das Verbrechen wurde erst nach einiger Zeit entdeckt, als der Sohn der Frau Abgängigkeitsanzeige erstattete. Der Müllcontainer war zu diesem Zeitpunkt längst geleert worden. Die sterblichen Überreste der Frau tauchten nie mehr auf. (APA)