Bild nicht mehr verfügbar.

Kraetschmer dient seit zwölf Jahren der Austria, derzeit als Vorstand.

Foto: APA/Artinger

Wien - Ein schönes und wichtiges, aber nicht das Spiel der bisherigen Saison würde Markus Kraetschmer das Heimduell der Austria mit Bremen nennen. Da spricht aus dem 37-jährigen Magister natürlich mehr der für Finanzen zuständige Vorstand als der glühende Fan der Wiener Violetten. Für das wirtschaftliche Wohl der zweiten ersten Kraft des Wiener Fußballs war die Qualifikation für die Europa League schon wichtiger als das attraktivste Heimspiel in der Gruppenphase. Budgetär eingeplant hatte man schließlich nur eine Qualifikationsrunde. Alles, was danach folgte und noch folgen wird, stimmt Kraetschmer zuversichtlich, dass die Austria zum dritten Mal en suite die Saison mit einem Plus aus dem operativen Geschäft abschließen kann. Die Gruppenphase bringt brutto rund 1,5 Millionen Euro. Das Saisonbudget wird daher von 15 auf 16 bis 17 Millionen erhöht.

Zweieinhalb Jahre nach Ende des Betriebsführungsvertrags mit Frank Stronachs Magna-Tochter Sport Management International (SMI), bald zwei Jahre nach Gründung der AG, geht es der Austria den Umständen entsprechend gut. "Dabei" , sagt Kraetschmer, "haben uns viele nach Stronachs Ausstieg die düstersten Prognosen gestellt, sportlich wie wirtschaftlich." Heute steht der Klub in der Bundesliga punktgleich mit Spitzenreiter Salzburg an zweiter Stelle, spielt in der Europa League mit, wenn auch nicht rasend erfolgreich. Und er kann mit dem Begriff negatives Eigenkapital rein gar nichts anfangen. Was freilich nicht heißt, dass die Austria keine Schulden hätte. "Es wurden elf Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, davon haben wir mehr als die Hälfte selbst aufgebracht" , sagt Kraetschmer. "Da sind natürlich auch Finanzierungen, die bedient werden müssen."

Notwendig und sinnvoll

Die Investitionen in die neue Osttribüne des Horr-Stadions samt Fan-Megastore oder in die im Jänner 2010 in Betrieb gehende Nachwuchsakademie seien notwendig und sinnvoll gewesen. Manches zahle sich schon aus. "Wir haben während des Heimspiels gegen Funchal im Merchandising 30.000 Euro eingenommen. Früher sind bei so einem Spiel höchstens 4000 bis 5000 hängen geblieben."

Dass man das Horr-Stadion mittlerweile nicht mehr Hütte nennen darf, ist auch ein Mitgrund für die Entscheidung gewesen, für die Europa League nicht ins Happel-Stadion auszuwandern. Gegen Bremen ist die Austria "voll wie noch nie" . Dass die mehr als 11.000 Karten dreimal hätten verkauft werden können, will Kraetschmer aber nicht behaupten. Dennoch gibt es kein neidvolles Schielen auf Rapid, das mit dem Gruppenspielen das Happel-Stadion dreimal füllt.

"Ich habe hohen Respekt vor den Leistungen Rapids" , sagt Kraetschmer. Es sei eine Herausforderung, bei dem einen oder anderen Projekt die Nase vorne zu haben, "wie etwa bei der Akademie" . Vergleichen will er nicht. "Rapid ist als Klub in einer ganz anderen Phase, wir sind eher ein junger, wachsender Baum."

Das quasi ältere Gehölz warf zuletzt viele vermarktbare Früchte ab. International begehrte Kicker heranziehen und verkaufen will auch die Austria. "Da hat uns Rapid einiges voraus." Kraetschmer glaubt aber, mit Spielern wie Rubin Okotie oder Aleksandar Dragovic auf dem richtigen Weg zu sein. Am Donnerstag werden die vielen Scouts von Topklubs beide nicht zu sehen bekommen. Sie sind verletzt. Kraetschmer ficht das nicht an. "Bei Rapid wurde einmal Zoran Stojadinovic von Espanyol Barcelona beobachtet. Dort gelandet ist dann Peter Wurz." (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 21.10. 2009)