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Luxemburg - Die fast emissionsfreie Wirtschaft will die EU bis zum Jahr 2050 verwirklichen. Die EU-Umweltminister haben sich am Mittwoch in Luxemburg auf dieses ambitionierte Ziel geeinigt. Bis dahin sollen die Industriestaaten um 80 bis 95 Prozent weniger Treibhausgase emittieren als im Jahr 1990.

Weniger ambitioniert waren am Tag davor EU-Politiker gewesen, als es darum ging, Geld in die Hand zu nehmen. Die EU-Finanzminister konnten sich nicht auf eine konkrete Finanzierungszusage für die ärmsten Länder der Welt im Kampf gegen den Klimawandel einigen. Geschätzt wird, dass dieser Finanzierungsbedarf langfristig jährlich 100 Milliarden Euro beträgt.

Die Einigung auf die in der Zukunft liegenden CO2-Reduktionsziele wurde von den Umweltministern als Erfolg gesehen.

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Luxemburg/Wien - Die EU-Umweltminister haben sich am Mittwoch in Luxemburg schnell auf eine gemeinsame Verhandlungsposition für die Weltklimakonferenz in Kopenhagen geeinigt. Dies teilten EU-Diplomaten mit. Die EU strebt demnach ein CO2-Reduktionsziel von 80 bis 95 Prozent bis 2050 an, gemessen an den Emissionen von 1990. Beschlossen wurden auch die Reduktionsziele für den Schiffs- und Luftverkehr bis 2020 mit minus 20 bzw. minus zehn Prozent bezogen auf das Basisjahr 2005. Außerdem bekräftigte die EU ihre Zusage, bis 2020 ihre Treibhausgas-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren, wenn es vergleichbare Angebote anderer Industriestaaten gebe.

Ausgeklammert bei diesem Umweltministerrat wurde die Frage um die weitere Nutzung unverbrauchter Emissionsrechte aus der laufenden Kioto-Periode. Es handelt sich dabei um Emissions-Guthaben zumeist osteuropäischer Staaten, deren Wirtschaft nach dem Zerfall der Sowjetunion so geschrumpft ist, dass diese Länder jetzt über Emissionsguthaben verfügen, die auch handelbar sind. Insbesondere Polen und Ungarn sollen auf einer Übertragbarkeit von Emissions-"Guthaben" auf die Post-Kioto-Periode ab 2013 beharrt haben.

Die Einigung der Umweltminister auf die Reduktionsziele wurde als Erfolg angesehen. Nachdem sich die EU-Finanzminister am Montag nicht auf eine konkrete Finanzierungszusage für die ärmsten Länder der Welt im Kampf gegen den Klimawandel einigen konnten, wäre es "fatal" gewesen, wenn sich die EU-Umweltminister nicht auf ein Mandat geeinigt hätten, betonte Umweltminister Nikolaus Berlakovich. Trotz der EU-Einigung zeigte sich Berlakovich "skeptisch, dass wir in Kopenhagen ein Agreement erreichen". So gebe es in den USA interne Schwierigkeiten bei der Festlegung auf Klimaschutzziele, die Haltung von Schwellenländern wie Indien und China sei unbekannt.

Fotovoltaik für Fertighäuser 

In Österreich will der Klima- und Energiefonds (Klien) mit künftigen Programmen die Stromerzeugung aus gebäudeintegrierter Fotovoltaik ankurbeln und hat deshalb eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Weltweit befindet sich die Fotovoltaik in Aufbruchstimmung, wovon Wachstumsraten von 40 Prozent im Jahr zeugen, so Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klien. Heimische Unternehmen wie Isovolta oder Fronius, die sich darauf spezialisiert haben, können von diesem Boom profitieren, produzieren jedoch fast ausschließlich für den Export, so Studienautor Hubert Fechner von der FH Technikum in Wien.

Wenn bis 2020 fünf Prozent Strom aus der Fotovoltaik kommen, würde dies 15.000 Arbeitsplätze mehr und eine Wertschöpfung von drei Mrd. Euro (davon 2,5 Mrd. inländischer Wertschöpfung) bedeuten. Ziel ist, Fotovoltaik von vorneherein in Gebäude zu integrieren, weshalb in einem künftigen Klien-Förderschwerpunkt Fertighausanbieter angesprochen werden. Laut Studie kann die Fotovoltaik-Paneele andere Baumaterialien ersetzen, was das Fertighaus um bis zu 16 Prozent billiger machen kann. (ruz, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.10.2009)