
Jump'n'Run-Spiele sind, zumindest in ihrer zweidimensionalen Ausführung, eigentlich schon eine historische Erscheinung. Was schade ist. Dieser Abstand schafft aber Freiraum, um kreative Zugänge zu schaffen, das Prinzip neu aufzurollen, zu experimentieren. Was schön ist.
"Braid" war eines jener Spielkonzepte, das im Sommer 2008 auf der Xbox 360 überraschte. Die Zutaten: Eine graphische Inszenierung, die an jene Malerei erinnert, die man noch mit Pinsel und Leinwand bewältigte. Eine klare, schnörkellose Musik, die unaufdringliche Stimmung herstellt. Und - das Wichtigste - eine Spielfunktion, die darin besteht, die Zeit im Level auch zurücklaufen lassen zu können. Nicht nur, um den Tod aus Ungeschicklichkeit auszuweichen: Verschiedene Variationen des Prinzips, z.B. das Knüpfen des Zeitverlaufs an die Position der Spielfigur im Level, lassen Anwender nicht mehr gegen die Zeit, sondern mit der Zeit spielen. Was nicht immer einfach ist. Teile des Spiels verlangen eine, sagen wir, ungewohnte Art zu denken.
Einige Preise und viele Downloads später hat es "Braid" gemeinsam mit "World of Goo" geschafft, sowas wie ein Vorzeigetitel in der Casualgames-Schiene zu werden. Breite Spielermassen finden damit plötzlich Zugang zu Produktionen der Indieszene. "Braid"-Macher Jonathan Blow wurde zum Star der Szene. Die Möglichkeiten der Downloaddienste der Konsolen und Internetdienste wie Steam tragen damit erste Früchte und zeigen, dass sie das Zeug haben, echte Chancen für eigenständige Entwickler bereitzustellen. "Braid" ist nun auch für PC erschienen. Gut so! (Preis ca. 13 Euro, ab 12 Jahren)
Demo z.B. bei chip.de: http://www.chip.de/downloads/Demo-Braid_36106390.html
Bei Greenhouse: http://www.playgreenhouse.com/game/NNONE-000001-01/
Steam: http://store.steampowered.com/app/26800/