Wien - "Ich habe mich selbst aufgeklärt", erzählt Jacob (16), der in der Schule "nichts Neues" erfahren hat. "Es war einfach schon zu spät."

Laut der neuen Durex-Studie mit dem Titel Knowledge & Education, bei der die Aufklärung im Mittelpunkt stand, ist Jacob nur einer von vielen, der diesen Standpunkt vertritt.

Immer mehr Jugendliche in Österreich eignen sich ihr Wissen über Sexualität durch Magazine (58 %) oder Bücher (45 %), aber auch durch ihren Freundeskreis (62 %) an, da sie im Aufklärungsunterricht die "emotionalen Seiten" des Sexuallebens vermissen. So würden laut den Befragten der Studie nur die biologischen Fakten unterrichtet, der Bezug zum echten Menschen werde ausgelassen, was bei den Jugendlichen auf Desinteresse stößt.

"Außerdem kam es mir so vor, als ob die Lehrer sich für ihr Wissen schämen würden - sie waren sehr zurückhaltend", berichtet Deborah (15) über ihren Aufklärungsunterricht.

Doch nicht nur die Lehrer zeigen sich diesem Thema gegenüber distanziert: Auch immer weniger Eltern klären ihre Kinder selbst auf.

"Als ich 14 war, hat mein Vater kurz mit mir darüber geredet, aber auch nicht wirklich über Sex", erzählt Gregor (17). Was er alles nicht erfahren hat, hat er selbst nachgeforscht. Genau wie Deborah, die von ihren Eltern "indirekt" aufgeklärt wurde, indem sie ihr einfach die entsprechenden Bücher in die Hand drückten.

Ahnungslos bei Verhütung

Die Studie belegt, dass Aufklärung nicht nur informiert, sondern auch Sicherheit verschafft, vor allem in Bereichen sexuell übertragbarer Krankheiten wie HIV. Jedoch kritisieren immerhin 68 Prozent aller befragten "Aufgeklärten", dass sie darüber gerne mehr erfahren hätten. Auch das Thema Verhütung komme im Unterricht zu kurz. So können viele Schüler die Produktion der Samenzellen perfekt erklären, sind jedoch in Verhütungsfragen völlig ahnungslos.

"Ich finde es natürlich besser, viel über Sex zu wissen, da man dann nicht ins kalte Wasser geworfen wird", sagt Deborah, die sich durch ihr Vorwissen beim ersten Mal wesentlich sicherer gefühlt habe.

Je besser die Jugendlichen aufgeklärt werden, desto selbstbewusster agieren sie auch im späteren Sexleben und erkennen, dass neben dem Körperkontakt die Gefühle eine wesentliche Rolle spielen. So sagt Jacob noch zum Schluss: "Natürlich ist man am Anfang nervös und macht Fehler, doch aus diesen lernt man auch." (Elisabeth Dottolo, Selina Thaler, DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.20099