Zürich - Die Schweizer Großbank
Credit Suisse hat im dritten Quartal dank eines florierenden Investmentbankings
noch mehr verdient als im zweiten Jahresviertel. Die Erwartungen der Experten
wurden damit deutlich übertroffen. Der Gewinn sei im Vergleich zum zweiten
Quartal um 50 Prozent auf 2,35 Mrd. Schweizer Franken (1,56 Mrd. Euro)
gestiegen, teilte die Bank am Donnerstag in Zürich mit.
Im
Vorjahresquartal hatte die Bank noch rote Zahlen geschrieben. Credit-Suisse-Chef
Brady Dougan sieht sein Haus zudem auch für ein möglicherweise wieder schlechter
werdendes Umfeld gut gerüstet.
Der Aktie half das wenig. Das im Stoxx 50
notierte Papier, das sich in den vergangenen Monaten in etwa so wie das der
ähnlich aufgestellten Deutschen Bank entwickelt hatte, sackte trotz des
überraschend hohen Gewinnplus' um rund zwei Prozent auf 58,65 Franken
ab.
Hohe Messlatte
Eine ähnliche Entwicklung war in der vergangenen Woche schon bei der
amerikanischen Investmenbank Goldman Sachs und erst am Mittwoch bei der
Deutschen Bank zu beobachten, nachdem die US-Großbank JPMorgan zum Auftakt der
Berichtsaison der Banken die Messlatte mit einem Gewinn von 3,6 Mrd. Dollar (2,4
Mrd. Euro) sehr hoch gelegt hatte. "Gut ist eben nicht gut genug", sagte ein
Händler.
Bei der Credit Suisse sorgte wie bei zahlreichen anderen Banken
vor allem das Investmentbanking für den Milliardengewinn. Hier stieg der
Vorsteuergewinn im Vergleich zum bereits starken Vorquartal um fünf Prozent auf
1,75 Mrd. Franken. Aber auch in den anderen Sparten kam die Bank voran. So
profitierte das Institut zum Beispiel in der Vermögensverwaltung von der
Schwäche des einst größeren Konkurrenten UBS, der unter der Last der Finanzkrise
beinahe zusammengebrochen wäre und zudem Probleme mit den US-Steuerbehörden
hatte.
Credit-Suisse-Chef Dougan sieht sein Haus, das bereits deutlich
besser durch die Krise kam als viele Konkurrenten, weiter auf gutem Weg. "Wir
sind von unserem Geschäftsmodell überzeugt und verfügen über eine gute
Ausgangslage", sagte er. "Sollten die Marktbedingungen weiter günstig bleiben,
rechnen wir dank unseres Geschäftsmodells mit einer positiven Entwicklung in
allen Bereichen. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass die Credit Suisse in der
Lage ist, auch dann erfolgreich zu arbeiten, wenn das Marktumfeld wieder
schwieriger wird."
Umfeld für Investmentbanking besser denn je
In den vergangenen Monaten war das Umfeld gerade für
das Investmentbanking besser denn je. Die hohe Nachfrage nach
Finanzierungsmodellen für Staaten und Unternehmen hatten gerade am Anleihenmarkt
für einen nie erlebten Boom gesorgt. Zudem erholten sich die Aktienmärkte
deutlich von ihren Anfang des Jahres erreichten Tiefständen. Dabei schnitten vor
allem die Banken, die bereits vorher vergleichsweise gut durch die Finanzkrise
gekommen sind, besonders gut ab. Sie profitierten unter anderem davon, dass
einige Konkurrenten vom Markt verschwunden sind oder sich unter staatlichem
Einfluss befinden und damit einigen Restriktionen unterliegen.
Die
Schweizer Bank gehört zu einer der Gewinnerinnen der Branche, die derzeit vor
allem wegen der wieder wie vor der Krise sprudelnden Bonuszahlungen für
Investmentbanker im Kreuzfeuer der Kritik steht. Die Regierungen der führenden
Wirtschaftsnationen hatten zuletzt angekündigt, die Finanzbranche enger an die
Kandare nehmen zu wollen, um eine Finanzkrise wie im Herbst des vergangenen
Jahres zu verhindern. Derzeit ringen die Regierungen, Aufsichtsbehörden und
Banken um die Details und den Zeitplan.
Dougan sagte am Mittwoch dazu:
"Wir beteiligen uns zudem intensiv am Dialog mit den Aufsichtsbehörden über die
Schaffung eines verbesserten Regelwerks für die Finanzbranche. Diese Regeln
müssen international koordiniert werden, damit das globale Finanzsystem an
Stabilität gewinnt und weiterhin seinen Beitrag an eine gut funktionierende
Weltwirtschaft leisten kann." Die Schweizer Bank hatte erst am Dienstag ihr
neues Modell für Bonuszahlungen vorgestellt, das von der Schweizer Aufsicht als
Schritt in die richtige Richtung eingestuft wurde.
Die Credit Suisse war
bereits in der jüngsten Vergangenheit kreativ bei der Gestaltung von
Bonusmodellen für Investmentbanker. So zahlte die Schweizer Bank zum Höhepunkt
der Finanzkrise Anfang 2009 einen Teil des Bonus in Form von damals als wertlos
geltenden Wertpapieren und lagerte somit einen Teil der sogenannten
Schrottpapiere an die Mitarbeiter aus. Da sich jedoch viele dieser Papiere
inzwischen wieder deutlich erholten, profitieren viele von diesem
Schritt. (APA)