Letzten Freitag feierte der Verein ZARA sein Zehn-Jahre-Jubiläum. Zehn Jahre Antirassismusarbeit,  zehn Jahre Antidiskriminierungsarbeit. Das bedeutet: zehn Jahre Integrationsarbeit.

Aber es bedeutet auch zehn Jahre Erniedrigungen, Anschuldigungen und Beleidigungen von GegnerInnen des Antirassismus. Nicht alle in unserer Gesellschaft sind damit einverstanden, dass Rassismus bekämpft gehört. ZARA-MitarbeiterInnen wurden und werden sogar als "Österreich- Vernaderer" abgestempelt. Dabei gab es Antirassismusarbeit in Österreich schon vor der ZARA-Gründung. Aber was macht ZARA anders?

1999: Rassismus wurde salonfähig

Blicken wir zehn Jahre zurück. Wolfgang Schüssel ist Bundesparteiobmann der ÖVP. Vor den Nationalratswahlen 1999 hatte er angekündigt, in Opposition zu gehen, falls die ÖVP auf den dritten Rang der Wählergunst falle. Die ÖVP fiel mit 26,9 % der gültigen Stimmen auf den dritten Platz hinter SPÖ und FPÖ zurück. Nach der Nationalratswahl am 3. Oktober 1999 kam es zu Koalitionsgesprächen mit der SPÖ. Diese Gespräche scheiterten jedoch im Dezember 1999, und in der Folge einigten sich Schüssel und Jörg Haider auf eine ÖVP-FPÖ-Koalition. Rechtsextremismus und Rassismus wurden salonfähig gemacht.

Protestkundgebungen eroberten die Wiener Straßen. Die sogenannten Donnerstagsdemos mobilisierten allwöchentlich anfangs Tausende Menschen. Inhaltlich richteten sich diese Protestaktionen vor allem gegen Positionen der FPÖ, die von den Demonstranten als zum Teil rassistisch und antisemitisch gewertet wurden, aber auch gegen die ÖVP, die ihr Wahlversprechen nicht gehalten hatte.

Jährlicher Rassismus-Barometer

Aber ZARA machte es anders. Sie fing an, der Antirassismusarbeit ein Gesicht zu geben. Ab dem Jahr 2000 veröffentlichte ZARA gemeinsam mit anderen NGOs zum ersten Mal in Österreich den Rassismus-Report. Österreich wurde mit einer brutalen Realität konfrontiert, und wird es noch immer: Jedes Jahr im März fungiert der Report als Barometer über den Zustand von Rassismen in Österreich. Eine unabdingbare Referenz - auch außerhalb Österreichs.

Eine weitere starke Botschaft von ZARA war und ist die Ermutigung von einzelnen Menschen, sich dem Rassismus durch Zivilcourage entgegenzusetzen. Aktiviert durch ZARA, haben sich immer mehr Opfer von Rassismen in Österreich beschwert. Viele wehren sich. Sehr oft mit positiven Ergebnissen. Ein guter Teil unserer Gesellschaft ist aufmerksamer geworden.

Zur selben Zeit muss noch viel getan werden. Rassismus wird bis heute von großen politischen Parteien geduldet. Der Rassismus hat sich heute mutiert und sein Gesicht verändert, wie Amnesty International vor kurzem mit seinem Bericht über den Strukturellen Rassismus in der österreichischen Exekutive und Justiz bestätigt hat. Rassismus findet oft versteckt statt. Ein Grund, warum ZARA noch zehn Jahre und mehr existieren muss. Happy Birtday, ZARA.

simon INOU, Geschäftsführer von M-MEDIA
Béatrice Achaleke, Geschäftsführerin von AFRA