Wien - Die börsenotierte voestalpine stellt nach dem krisenbedingten Personalabbau von konzernweit rund 15 Prozent und nach dem Ende der Kurzarbeit nun wieder Leute ein: Am Standort Linz werden "vorsichtig", also kurzfristig befristet, wieder Leiharbeiter aufgenommen, sagte Konzernchef Wolfgang Eder am Donnerstag bei der "Gewinn"-Messe in Wien. Der Auftragseingang des Stahlkochers habe sich stabilisiert, es gehe tendenziell wieder aufwärts. Eder warnte aber gleichzeitig vor verfrühter Euphorie: "Wir bewegen uns auf sehr sehr dünnem Eis". Man könne einen Dämpfer für die Wirtschaft nächstes Jahr nicht ausschließen.

Risikofaktoren

Der Vorstandsvorsitzende sieht einige Risikofaktoren: Im ersten Halbjahr 2010 könnte der Markt mit massiven Stahlimporten aus China konfrontiert werden, wo die Läger übervoll seien. Dann drohe dem Stahlmarkt eine Welle billiger Exporte, die auch bei Spezialprodukten, wie sie die voestalpine herstelle, die Preise drücke. Der breite Konsum sei bisher von der Krise wenig beeinträchtigt, dies könne sich mit zunehmender Arbeitslosigkeit 2010 rasch ändern, warnte er vor einem Konsumeinbruch im ersten Halbjahr.

Die Unternehmen müssten daher rasch reagieren können. Die voestalpine hat im vergangenen Jahr weltweit ihren Mitarbeiterstand von 47.000 auf jetzt 39.500 (beides inklusive Leiharbeiter) reduziert, 15 Prozent der Beschäftigten wurden abgebaut. In Österreich sank die Zahl der Mitarbeiter auf rund 18.000 (inklusive Leiharbeiter). In Linz wurden die Leasing-Mitarbeiter von 1.800 auf unter 500 reduziert, nun werde wieder leicht aufgestockt um etwa 50 bis 80 Leute. Eingestellt werde aber nur zeitlich befristet, erläuterte Eder.

Lohnverhandlungen der Metaller

Bei den laufenden Lohnverhandlungen der Metaller fordert Eder die Gewerkschaften auf, der von den Arbeitgebern angestrebten stärkeren Flexibilisierung zuzustimmen. Die Industrie brauche lange Durchrechnungszeiträume, um auf Schwankungen besser reagieren und die Mitarbeiter halten zu können. In der derzeitigen Lage gegen Flexibilisierung aufzutreten sei von Seite der Gewerkschaften "unverantwortlich". Die Gewerkschaften sollten sich davor hüten, den Unternehmen das Leben noch schwieriger zu machen, warnte er.

Bei den Unternehmenszahlen gab sich Eder zuversichtlich: "Wir bemühen uns, im dritten Quartal ein ausgeglichenes Ergebnis zu haben", sagte er im Vorfeld der Quartalspräsentation Ende November. Die einzelnen Divisionen entwickelten sich unterschiedlich: Der Stahlbereich sei "ziemlich durchzogen", die Eisenbahnsparte hingegen sei zu 100 Prozent ausgelastet und laufe hervorragend. Bei Spezialprodukten sei die voestalpine Weltmarktführer, die Auslastung liege derzeit nur bei rund 65 Prozent. Im Automotive-Bereich seien wieder leichte Gewinne zu verzeichnen.

Refinanzierung

Die Refinanzierung macht dem Konzernchef keine Sorgen: Die voestalpine brauche kein Eigenkapital und werde in den nächsten 12 Monaten "sicher keine Kapitalerhöhung" machen und auch keine neue Anleihe brauchen, versicherte Eder. Wenn das Unternehmen wie erwartet in den nächsten beiden Wochen 300 Mio. Euro zu den durch die Staatsgarantie günstigen Bedingungen bekomme, werde man die nächsten 12 bis 18 Monate keine Probleme haben. Die Verzinsung für staatsgarantierte Darlehen liege generell bei 4 bis 4,5 Prozent, die Refinanzierungskosten des Konzerns insgesamt bei rund 5,5 Prozent. Bei der Hybrid-Anleihe denke die voestalpine derzeit nicht an Rückkäufe.

Verhalten blieb Eder bei Fragen von Besuchern der Gewinnmesse nach einer Dividende: Die Dividendenpolitik des Konzerns bleibe unverändert, ob allerdings heuer eine Dividende ausgeschüttet werde dazu könne er sich nicht äußern. Kritik an manchen Analysten konnte Eder sich nicht verkneifen: Einige würden die voestalpine noch in den "Stahltopf" werfen, was bei ihrem spezialisierten Geschäft aber gar nicht mehr zutreffe. Zwei Drittel der Analysten seien "realistisch", ein Drittel "zu pessimistisch", meint Eder. (APA)