Thanksgiving ist das amerikanische Familienfest schlechthin und übertrifft in mancher Hinsicht das oft aufwendig gefeierte Weihnachten: Thanksgiving bringt zumeist nicht nur die engste Familie, sondern auch fernere Verwandte, erwachsene Kinder, Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen zusammen. Auch wenn Weihnachten nicht so ruhig und beschaulich gefeiert wird wie sagen wir in Österreich, so ist es doch grösstenteils auf die engste Familie beschränkt. Natürlich bietet so ein Thanksgiving Dinner auch Gelegenheit, alte familiäre Feindschaften und sogar Freundschaften wieder aufleben zu lassen; einige Filme tragen Zeuge von dem schlechten Ruf, den sich Thanksgiving allgemein mit Bezug auf die Familienbande erworben hat.

Nach einem Thanksgiving-Dinner, das aus einem riesigen Turkey mit allen Beilagen besteht --ein üppiges Stuffing (Fülle), sweet potatoes, green and lima beans, Brussels sprouts, mashed potatoes, red beets, cranberry sauce und einer mehr oder minder aufwendig zubereitete gravy (Sauce), vielleicht mit Champignon oder Maroni, besteht und seine Krönung in der Pumpkin oder Pecan Pie findet -- also nach einem solchen Dinner, das ja schon am frühen Nachmittag beginnt, gibt es die Legende, derzufolge der Truthahn eine Substanz enthält, durch die man -- hat man zu viel Turkey, oder wie man neuerdings auch in Österreich sagt: Pute, verspeist -- schläfrig wird. Beweis: zumeist nicken die Männer der Gesellschaft vor dem absolut obligaten nachmittäglichen Football-Match vor dem Fernseher ein. Ich wage dieser Behauptung zu widersprechen, denn ich habe selten weibliche Teilnehmer eines Thanksgiving Dinners erlebt, die bei Abräumen des Tisches und dem nachherigen Abwasch und Küche saubermachen eingeschlafen sind.

Im übrigen gab es jemanden, der Nicht-Amerikanern den Ursprung des Thanksgiving Tages um vieles besser erklärte als ich es jemals könnte : der dieses Jahr verstorbene Humorist Art Buchwald hat dies als damals in Paris ansässiger Auslandskorrespondent in seiner Kolumne für den zu jener Zeit noch in New York beheimateten Herald Tribune schon 1953 getan. Und jedes Jahr seit vielen Jahren und Buchwalds Rückkehr in die USA, druckt die Washington Post am Thanksgiving Day wie's Amen im Gebet Buchwalds Kolumne im Originalwortlaut wieder ab. Ein bisschen Geschichtskenntnis der USA hilft, ist aber nicht unumgänglich notwendig.

Hier ist die Kolumne vom vergangenen Jahr:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/11/22/AR2006112201825.html