Im Juli 1969 war ich mit meinem damals noch zukünftigen Mann in New England, genauer gesagt auf Cape Cod, unterwegs. Übrigens war das der Beginn jenes Wochenendes, als der erste Mensch den Mond betrat. Samstag Mittag kam eine Meldung über das Autoradio, Teddy Kennedy sei in einen Unfall auf Chappaquiddick Island, also ganz in unserer Nähe, verwickelt gewesen; er selbst sei heil davon gekommen, aber seine Begleiterin, die junge Mary Jo Kopechne sei ertrunken. Im Laufe der nächsten Woche wurde dann klar, was geschehen war: offenbar hatte Teddy in angetrunkenem Zustand eine Brücke verfehlt, war ins Wasser gefahren und hatte es nicht mehr zuwege gebracht, seine Begleiterin Mary Jo zu retten.

Dann kamen Widersprüche über Widersprüche: war Teddy tatsächlich etliche Meilen geschwommen? Warum wurde die Polizei erst in der Früh gerufen, etc. etc.? Für mich war damals das Versäumnis, unmittelbar und sofort und ohne Überlegungen das gesetzlich Richtige zu tun, der Grund, warum ich Teddy Kennedy jahrelang nicht traute.

Allerdings hat er sich seine heutige legendäre Position hart erarbeiten müssen. Schließlich war er einer, der von Beginn seiner Laufbahn an im Schatten seiner beiden ermordeten und unendlich populären Brüder stand, einer, der sich angeblich seine Arbeiten an der Uni von anderen schreiben ließ; und einer, der sich auf seine versierten Assistenten im US-Senat verließ. Und der an einem wesentlichen Augenblick in seinem Leben, nämlich in Chappaquiddick, versagte.

Aber während der vergangenen Jahrzehnte fand Teddy Kennedy nicht nur seine Stimme, sondern auch seine einzigartige Rolle sowohl im Senat als auch innerhalb der Demokratischen Partei. Heute verkörpert er das Beste, das die Partei zu bieten hat. Und die standing ovation (weiß im übrigen jemand, warum im Deutschen immer von standing ovations, also der Mehrzahl gesprochen wird? Wie viele ovations kann man innerhalb weniger Sekunden eigentlich absolvieren?) in Denver hat er sich redlich verdient.