Foto: ORF/Felicitas Matern

Hat man sich damit abgefunden, auf der Suche nach ORF-Qualität sehr oft zum TV-Vampir mutieren zu müssen, also akzeptiert, dass man bisweilen nur des Nachts fündig wird, so überkommt einen nun große Sorge bezüglich der Zukunft dieses letzten Refugiums etwa der mitunter anspruchsvollen Filme. Irgendwer hatte beim identitätssuchenden Öffentlich-Rechtlichen nämlich eine Nachtidee:

Ab 11. November startet ein neues Format namens "Tisch 8". Ab 0.20 (ORF1) werden da nicht völlig unbekannte Amateure gegen Profis Poker spielen (dies auch am 18. und 25. 11. sowie am 2. und am 9. 12.) - als Siegespreis winkt die Teilnahme an der WM in Las Vegas. Mögliche Glückliche sind Adi Niederkorn und Edi Finger jr., Tanja Duhovich und Philipp Weck, Tini Kainrath und Udo Wenders, Christian Mucha und Roman Gregory. Und: Sie dürfen auch während der Pokerrunden Experten zu Rate ziehen.

Natürlich nichts gegen das Spiel an sich. Aber was erhofft man sich von "Tisch 8", das ja auch noch um eine Zahl kreist, die dem ORF kein Glück gebracht hat (Serie "Mitten im 8en")? Will man für die um Mitternacht startende ZiB 3 ein quotenförderndes Umfeld schaffen? Hat man keine anderen Sorgen, als gegen DSF, Das Vierte oder Eurosport, die reichlich (auch nächtliches) Kartenspiel im Angebot haben, anzutreten?

Das kann nur schiefgehen. Es handelt sich ja auch um Sender, die nach Mitternacht gern die Verantwortung für TV-Inhalte an sich beim Turnen wie beim Karten- oder Ratespiel entkleidende Damen übergeben. Müssen Adi und Edi gar - bei unbefriedigendem Quotenverlauf von "Tisch 8" - ein paar Runden Strip-Poker einlegen? Hier möchte die Vorstellungskraft Selbstmord begehen. (Ljubiša Tošić/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2009