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Rudimente österreichischer Moscheenarchitektur: Bad Vöslau.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Seit kurzem in Bau: Ditib-Moschee in Köln.

Visualisierung: Paul Böhm Architekten

Die Moschee in Köln beweist, dass es auch anders geht.

Laut der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) gibt es hierzulande 105 Moscheen und Gebetsräume. Wenig überraschend befindet sich die Hälfte davon in Wien und Umgebung. Zu sehen ist in den Städten und Gemeinden davon jedoch nur wenig, denn die meisten Sakralräume für Muslime sind unauffällig in Mietzinshäuser integriert oder liegen versteckt in Hinterhöfen.

Morgen, Samstag, eröffnet in Bad Vöslau die in Medien und Bevölkerung vieldebattierte Haci-Bayram-Moschee. Auftraggeberin ist die Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (Atib). Nach Wien-Floridsdorf (1979) und Telfs (eröffnet 1998, Bau des Minaretts 2006) erhält Österreich damit sein drittes vollwertiges, klar erkennbares Moscheegebäude.

"Der erste Entwurf von einem türkischen Architekten hat mich dazu veranlasst, dass ich mich erst einmal hinsetze", sagt Christoph Prinz, Bürgermeister von Bad Vöslau, "ein ornamentales Gebäude im Stil von Tausendundeiner Nacht mitten in einer kleinen niederösterreichischen Gemeinde war für mich nicht vorstellbar." 30 Entwürfe später, begleitet von Protestaktionen der FPÖ und einem Mediationsverfahren zwischen Auftraggeber und Gemeinde, ist die einst mächtige Moschee zu einem gesichtslosen Bau (Baukosten 1,5 Mio. Euro) mit zwei Stummelminaretten aus Glas geschrumpft. Von der Straße aus, versichert der um Wogenglättung bemühte Bürgermeister, sei von den Minaretten nichts zu sehen. "Man muss schon den Innenhof betreten, um die typisch islamischen Bauelemente zu sehen."

Es geht auch anders. Die Pläne für den Neubau der Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld waren ebenfalls auf heftigen Widerstand gestoßen. Obwohl Anrainer, CDU und die Bürgerbewegung Pro Köln jahrelang Sturm liefen, wurde die Moschee nicht kleiner. "Ob eine Moschee zu groß ist oder nicht, ist einzig und allein eine Frage der Ausnutzung und der städtebaulichen Proportion", sagt Martin Amme, Projektleiter beim planenden Büro Paul Böhm Architekten. "Wie so oft hat sich die gesellschaftliche Diskussion auf die Höhe der Minarette aufgehängt. Da muss man als Bauherr und Architekt erbarmungslos durch."

Nach wie vor sind die beiden Minarette 55 Meter hoch. Einziges Zugeständnis der Architekten war die Offenheit der Konstruktion. War die Betonkuppel anfänglich noch weitestgehend geschlossen, sind die massiven Schalen nun durch transparente Glasschlitze unterbrochen. Am 7. November ist offizielle Grundsteinlegung. Die Fertigstellung des 25 Millionen Euro teuren Aushängeschilds moderner europäischer Moscheenarchitektur ist für Ende 2011 geplant. (Wojciech Czaja, DER STANDARD – Printausgabe, 23. Oktober 2009)