Das bundesweite neue Behördenfunknetz Adonis scheint einmal mehr zu wanken. Wie die "Presse" am Freitag berichtet, sollen zahlreiche Blaulichtorganisation bereits abspringen. Von ursprünglich erwarteten 80.000 Nutzern bei Polizei, Militär, Rettung, Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen soll der Kundenkreis für die Betreiberfirma Master-talk, ein Joint-Venture von Siemens, Wiener Stadtwerken Raiffeisen und Verbund, dürfte auf 40.000 Nutzer geschrumpft sein.

Ausstieg

Im Innenministerium soll laut "Presse" bereits ein Ausstiegsszenario mit Betreiberwechsel überlegt werden. Auf APA-Anfrage wollte das Ressort dies am Freitag nicht weiter kommentieren, nur so viel: Entscheidend sei, "dass es in Österreich ein gemeinsames Funknetz aller Blaulichtorganisationen geben soll" und "es gibt einen Betreiber".

Zweifelnd

Grund für die Zweifel des Innenministeriums ist laut "Presse", dass mit der sinkenden Kundenzahl auch die Kosten für das Ressort steigen würden. Die Rechnung von 1.000 Euro Betriebskosten pro Gerät und Jahr gingen offenkundig nicht auf. Experten befürchteten den dreifachen Preis, was einen Anstieg der Kosten für das Innenminister auf jährlich 75 Millionen Euro oder fünf Prozent seines Jahresbudgets bedeuten würde, schreibt die "Presse".

Dementi

Bei Master-Talk wurden die Berichte am Freitag dementiert. Man gehe nach wie vor von den ursprünglich angekündigten Nutzerzahlen aus, sagte eine Sprecherin zur APA. Auch von den Plänen, auch Private auf das Netz zu bringen (was die Kosten insgesamt senken würde), sei man auf lange Sicht nicht abgegangen, heißt es aus dem Unternehmen. Kommenden Donnerstag hat Master-Talk eine Pressekonferenz angesetzt.

Umfaller

Laut "Presse" kehren die Blaulicht-Organisationen Adonis serienweise den Rücken. Die Wiener Johanniter bestätigten etwa laut "Presse", dass für sie das Funknetz zu teuer sei. Die NÖ-Feuerwehr wolle nicht wie geplant 4.000, sondern 200 Geräte für die Kommandozentralen bestellen. Die Wiener Feuerwehr wolle sich gar mit fünf Geräten begnügen. Auch das Rote Kreuz Niederösterreich spare. Statt wie bisher 1.100 Funkgeräte, soll die größte Rotkreuz-Landesstelle mit Adonis nur 700 Geräte benutzen.

Das Funknetz soll Anfang April in Probebetrieb gehen, Anfang September soll Adonis in NÖ funktionieren. Bis Ende des Jahres sollen die Länder Wien und Niederösterreich erschlossen sein. Spätestens im April 2005 soll das Netz österreichweit in Betrieb stehen. (APA)