Die Österreicher blenden den Krieg aus. Der ORF verzeichnet um etliches geringere Einschaltquoten bei seinen Sondersendungen, die Kriegscover der Nachrichtenmagazine gehen nicht besonders gut usw. Offenbar Verdrängung von etwas, das einem mit tiefem Unbehagen erfüllt, wogegen man aber nicht viel machen kann. Noch einer blendet aus. George W. Bush hat sich nach Aussagen seines Pressesprechers die Bombardierung von Bagdad nicht in der ersten Nacht angesehen. Vermutlich auch nicht die nachfolgenden Bilder von irakischen Zivilisten, die durch den Sandsturm aus Basra fliehen, weil dort die Wasserversorgung nicht funktioniert.

Hat sich Bush aber mit den Ursachen beschäftigt? In Basra gibt es kein Wasser, weil Basra nicht erobert wurde und Basra wurde nicht erobert, weil die Pläne seines Verteidigungsministers Rumsfeld sich als falsch herausstellten. Ein Blitzkrieg mit kleinen, schlagkräftigen Hightech-Einheiten hätte es werden sollen - gegen den Rat der Generäle, die wissen, dass man nur mit genügend Soldaten, nicht mit Hightech ein Territorium halten kann. Es scheint, als hätten Bush und sein innerer Kreis rechter Ideologen schon vor dem Krieg die Realität ausgeblendet. (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.3.2003)