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Sebastian Koch in "Seewolf".

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Einer zerquetscht den Erdapfel im neuen "Seewolf": Ist es wieder Kapitän Wolf Larsen? Koch bittet: "Nicht verraten!".

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STANDARD: Man kommt um den Erdapfel nicht herum. Als ihn Raimund Harmstorf 1971 als Seewolf zerquetscht hat, waren Sie neun Jahre. Welche Erinnerungen haben Sie an den ersten Film-Seewolf?

Koch: Ich vermute, dass ich mit zwölf Jahren die erste oder zweite Wiederholung gesehen habe. Er hat mich sehr begeistert.

STANDARD: Gedreht wurde jetzt mit englischen Koproduzenten auch für britisches Publikum. Die können die Szene mit dem Erdapfel doch gar nicht gekannt haben?

Koch: Sie kannten sie nicht und konnten das Thema Kartoffel irgendwann nicht mehr hören. Wir brauchten das aber. Für unsere deutschsprachigen Zuschauer ist das eine zentrale Szene.

STANDARD: Die Szene wird ironisiert, so schwindelte man sich elegant an der Vorgabe vorbei?

Koch: Nicht verraten, bitte! Die Erwartungen des deutschen Publikums zu erfüllen, gleichzeitig die britischen Zuschauer nicht zu verwirren. Das war eine Herausforderung, aber ich glaube das ist uns gut gelungen.

STANDARD: Sie wollten den Erdapfel selber nicht zerquetschen?

Koch: Man macht das nicht so einfach nach. Das muss einen Schmäh haben.

STANDARD: Mit ProSieben gibt es bereits drei Fernseh-Seewölfe. Wie würden Sie Ihren beschreiben?

Koch: Ich möchte das überhaupt nicht vergleichen. Es ist Weltliteratur und viel mehr als das, was wir damals gesehen haben. Dieser Zusammenprall zwischen den beiden Seelen Humphrey Van Weyden und Wolf Larsen hat etwas Faustisches. Die tobten in Jack Londons Brust. Es ist ganz klar, dass solche Klassiker immer wieder verfilmt werden. Jede Generation muss das für sich neu interpretieren.

STANDARD: Die Rolle wurde Ihnen angeboten. Sagten Sie sofort zu?

Koch: Ich las erst Jack London und dann das Drehbuch, ob das die Essenz des Stoffes transportiert. Es war stark genug und hatte die wichtigen Sachen übersetzt.

STANDARD: Ihr Seewolf wirkt nicht ganz so rau. Wollten Sie dem Teufel ein menschliches Antlitz geben?

Koch: Teufel sind Menschen. Wolf Larsen ist auch sehr brutal. Der Zuschauer soll von ihm gleichzeitig fasziniert und abgestoßen sein.

STANDARD: Es soll beim Dreh recht rau zugegangen sein. Färbte die Rolle auf die Atmosphäre ab?

Koch: Die Geschichte ist hart. Die Robbenfänger waren in einem Blutrausch, das kann man nicht in einem Kaffeekränzchen klären. Es war einer der intensivsten und schönsten Drehs, die ich je hatte, weil eine so hohe Energie da war. Natürlich war es dadurch nicht immer freundlich. Wolf Larsen hatte die Kommandos, aber es war nie gegen jemanden, sondern immer für den Film.

STANDARD: Die Szenen am Schiff sind als Kammerspiel angelegt. Wie ist es Ihnen damit ergangen?

Koch: Wir haben zwei Monate am Schiff gedreht, und es war eine extreme Herausforderung. So werden heute keine Filme mehr gedreht. Das ist gegen alle Gewerkschaftsnormen, aber man schaut da auch nicht auf die Uhr. Und das Besondere ist, dass man auf einem Boot nicht weggehen kann. Das hat mich sehr fasziniert.

STANDARD: Der Seewolf ist ein starker Mann. Haben Sie Muskeln trainiert?

Koch: Ich war fünf Wochen täglich mit einem Personal Trainer im Studio und habe Hanteln gestemmt. Bei der Intensität geht das relativ fix. Ist aber genauso schnell wieder weg. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 24./25./26.10.2009)