Unter enormen Sicherheitsvorkehrungen gedachten am Freitag in Ungarn Regierung und Parteien des Jahrestages des Beginns der antistalinistischen Revolution vom 23. Oktober 1956. Am Jahrestag 2006 waren jene Unruhen kulminiert, mit deren Hilfe die extreme Rechte den damaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány stürzen wollte. Wenige Monate vor den nächsten Wahlen, die nach allen Umfragen den Abgang der derzeitigen sozialistischen Regierung zur Folge haben werden, zeigen sich die Ungarn in erster Linie erschöpft und politikverdrossen.

Die größte Menge an immer noch Unverdrossenen vermochte die rechtsextreme Partei Jobbik anzuziehen. Mehrere tausend Anhänger füllten Budapests Déak-Platz. Ein Meer von Árpád-Fahnen - wie sie auch von den historischen ungarischen Nazis verwendet wurde - wogte über dem Kundgebungsort.

Mölzer sagte ab

Angesagt war auch ein österreichischer Gesinnungsfreund, der FPÖ-Europaabgeordnete Andreas Mölzer. Er sagte aber im letzten Moment "wegen einer Erkrankung" ab, wie Jobbik-Sprecher Elöd Novák dem Standard bestätigte. Die Roma-feindliche, eine aufhetzende Rhetorik pflegende Jobbik sorgte zuletzt für Schlagzeilen, als sie bei der Europawahl überraschend 15 Prozent der Stimmen errang und damit drei Abgeordnete nach Straßburg entsenden konnte. In großer Zahl zeigten sich bei der Kundgebung auch die Uniformierten der Ungarischen Garde. Die 2007 gegründete Miliz wurde im Juli gerichtlich verboten. (Gregor Mayer aus Budapest/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2009)