Wien - Im Gegensatz zu den immer wiederkehrenden Aussagen vieler Wirtschaftspolitiker, Firmengründungen schnell und einfach möglich zu machen, ist es dies beileibe nicht. Zwar wurde Österreich von der Weltbank beim allgemeinen Ranking zu "Doing Business" auf einen respektablen 28. Platz von 183 Ländern gereiht, bei Firmengründungen selbst jedoch hat die Weltbank Österreich auf Platz 122 verbannt.
Genehmigungen dauern
28 Tage dauert es, und acht einzelne Verfahrensschritte, also Behördenwege sind notwendig, bis der ehrgeizige Jungunternehmer rechtmäßiger Unternehmer ist. Dazu kommen Genehmigungen für Betriebsanlagen, die nur zäh zu erhalten sind. Bis zu 60 Tage kann es dauern, bis es Wasser- und Abwasseranschlüsse gibt, 8500 Euro kann es kosten, so die Weltbank. "Es wurden bereits Verfahren bei Betriebsanlagengenehmigungen zusammengelegt" , bestätigt René Sigl von der österreichischen Betriebsansiedelungsgesellschaft ABA (Austrian Business Agency), "aber noch nicht vollständig." Vergleichbare Länder, die ebenso hohe Umweltstandards haben wie Österreich und trotzdem ihre Genehmigungen flott gewähren, sind Dänemark und Deutschland. Einfach ist dies in Hongkong und Singapur.
Untersucht wurde von der Weltbank auch, ob Firmen leicht einen passenden Kredit bekommen. In dem Report, der Juni 2008 bis Mai 2009 abdeckt, kommt Österreich dabei auf den sehr guten 15. Platz (ex aequo mit Deutschland). Ausschlaggebend dafür war, ob ein Markt ausgefeilte Finanzprodukte bereithält, und nicht so sehr, ob diese Produkte zeitgerecht und schnell der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Als Zeichen dafür, dass Österreich in weiten Teilen noch immer überreguliert ist, wertet die Weltbank die Anzahl an Steuern und Gebühren, die ein Unternehmen zu entrichten hat. 22 diesbezügliche Zahlungen hat ein durchschnittliches heimisches Unternehmen in Österreich jährlich zu leisten, das ergibt beim Unter-Ranking "Paying Taxes" einen wenig tollen 102. Platz im internationalen Vergleich. Auch muss ein mittelgroßes heimisches Unternehmen einen hohen Zeitaufwand, nämlich 170 Stunden im Jahr, dafür aufwenden, um Gebühren und Steuern rechtzeitig und korrekt an den Staat abzuführen.
Singapur ist vorne
Die OECD-Staaten mit hohem Einkommen (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dazu gehört auch Österreich) schneiden in der Bewertung häufig nicht so günstig ab wie Länder, die ihre Wirtschaft in einem straffen wirtschaftsliberalen Geist organisieren. Ein hoher Arbeitnehmerschutz - etwas, auf das das sozialpartnerschaftlich organisierte Österreich stolz ist - schlägt in dem Doing-Business-Ranking eher negativ zu Buche. Hohe Umweltstandards fließen nicht in die Bewertungen ein. Die drei besten Länder beim Ranking "Doing business" sind Singapur, Neuseeland und Hongkong.
Als erfreulich wertet es die Weltbank, dass es seit 2004 in Schwellen- und Entwicklungsländern zu vielen Wirtschaftsreformen kam. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25./26.10.2009)