Islamabad - Bei heftigen Gefechten zwischen pakistanischen Sicherheitskräften und Kämpfern der radikal-islamischen Taliban sind im Nordwesten des Landes mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Allein im Rahmen der Großoffensive des Militärs im Stammesgebiet Süd-Waziristan starben am Montag 19 Aufständische und sechs Soldaten. Wie die Armee mitteilte, festigten Regierungstruppen zudem ihre Stellungen in der am Wochenende unter Kontrolle gebrachten Region um Kotkai, der Heimatstadt von Taliban-Chef Hakimullah Mehsud.

In dem an Waziristan grenzenden Distrikt Hangu wurden 15 Taliban und ein Soldat getötet, als die Truppen in der Nacht auf Montag einen Angriff der Aufständischen auf einen Militärposten zurückschlugen. Die Polizei sprach von einem Ablenkungsmanöver der Islamisten. Bei einem weiteren Feuergefecht im Stammesgebiet Bajaur starben nach Angaben aus Geheimdienstkreisen sechs Extremisten und vier Soldaten. Ebenfalls in Bajaur starben am gestrigen Samstag zehn Menschen bei einem mutmaßlichen US-Drohnenangriff auf das Haus eines Taliban-Befehlshabers. Es lägen Berichte über zehn Tote vor, drei von ihnen seien "ausländische Kämpfer" gewesen, sagte ein Behördenvertreter.

Selbstmordanschlag

Die Extremisten setzten zugleich ihre wochenlange Anschlagsserie fort. Am Sonntag riss ein Selbstmordattentäter einen Polizisten mit in den Tod. Der Attentäter zündete eine Bombe bei einem Kontrollpunkt der Sicherheitskräfte.

Ziel der Offensive ist der Hauptstützpunkt der Rebellen Sararogha. Die pakistanische Armee hat ihre Offensive in Südwaziristan gegen die Taliban und das Extremistennetz Al-Kaida vor zehn Tagen begonnen. Den 28.000 Soldaten, die aus drei Richtungen auf Sararogha vorrücken, stehen schätzungsweise 10.000 kampfbereite Islamisten gegenüber.

Knapp eine Woche nach dem Selbstmordanschlag auf die Islamische Universität von Islamabad und der vorübergehenden Schließung aller Bildungseinrichtungen des Landes nahmen unterdessen viele Schulen und Universitäten wieder den Betrieb auf. In den bevölkerungsreichen Provinzen Punjab und Sindh sowie in der Hauptstadt Islamabad laufe der Unterricht seit Montag wieder normal, berichtete der Sender Geo TV. Gleichzeitig habe die Regierung die Sicherheitskräfte angewiesen, die Kontrollen vor Bildungseinrichtungen massiv zu verstärken.

Die Armee führt seit mehr als einer Woche eine Großoffensive gegen die Extremisten in deren Hochburg Süd-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan. Auslöser dafür war eine blutige Terrorserie der Taliban in mehreren pakistanischen Großstädten. Kurz nach Beginn der Militäroperation hatten Selbstmordattentäter der Taliban an der Universität von Islamabad vier Menschen mit in den Tod gerissen. Die Attentate schürten im Westen Ängste, die Anhänger der Taliban und Al-Kaida könnten an das pakistanische Atombombenarsenal oder zumindest an nukleares Material für eine schmutzige Bombe gelangen. (APA/AP)