Im Audimax der Uni Wien kann man derzeit ein interessantes politisches Experiment erleben: Wie weit kommt man mit Basisdemokratie? Tag sechs der mittlerweile österreichweiten Uni-Besetzung ist angebrochen. Noch trotzt man mit Euphorie dem Schlafmangel, noch sprudeln die Ideen für neue Formen des Protestes, Online-Plattformen wie Facebook und Twitter quellen über vor Reaktionen. Aber die Frage nach einem Exit-Szenario wird immer drängender. Da weder die Uni-Leitung noch der Wissenschaftsminister auf die Studierenden zugehen oder sie gar aus dem Audimax werfen, müssen sich die Besetzer selbst überlegen, wie lange sie durchhalten können - und vor allem: Was sie wollen.

Denn die große Bildungsmisere des Landes, die die Studierenden zu Recht orten, wird sich in den nächsten Tagen nicht schlagartig verbessern. Geben die Studierenden aber ganz ohne Erfolgserlebnis auf, wird sich der Politisierungsschub, den viele Besetzer in diesen Tagen erfahren, in bittere Ernüchterung verwandeln. Und in der öffentlichen Wahrnehmung bliebe von der spannenden Protestaktion nur das Bild von den Party-Spontis, die die Universitäten des Landes verwüstet haben.

Eine Liste mit konkreten Anliegen, vorgetragen von vernünftigen Verhandlern: Darauf müssen sich die Besetzer dringend einigen, auch wenn damit nicht jeder Einzelne glücklich ist. Scheitert das basisdemokratische Uni-Experiment, dann haben Österreichs Studierende ihren politischen Einfluss auf lange Zeit verwirkt. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2009)