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Mittelfristig wird sich eine sichere Stromversorgung ohne Wärmekraftwerke nicht bewerkstelligen lassen – durch Kraft-Wärme-Kopplungen liefern sie nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme.

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„Dank der Investitionen der österreichischen E-Wirtschaft können 95.000 Jahresarbeitsplätze in der Bauwirtschaft, der Elektroindustrie und bei den Anlagenbauern gesichert werden“, rechnet Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Auswirkungen des Investitionspakets der österreichischen E-Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt vor. Denn innerhalb der nächsten elf Jahre will die E-Wirtschaft 15 Milliarden Euro in den Ausbau der heimischen Elektrizitätsinfrastruktur investieren. Mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen und der Stärkung der Wirtschaft ist noch nicht genug, helfen diese Maßnahmen doch entscheidend bei der Umsetzung der Klimaziele für Österreich und der Sicherung der heimischen Stromversorgung.

„Wasserkraft ist der Schlüssel, der das Tor in eine autarke Energiezukunft Österreichs öffnen wird“, ist Wolfgang Anzengruber, Präsident des Verbandes der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ), überzeugt. Der Stromverbrauch wird von 2010 bis 2020 jährlich um etwa 2,7 Prozent steigen, hat das Wirtschaftsförderungsinstitut errechnet. Allein durch die Errichtung neuer Windkraft- und Biomasse-Anlagen kann dieser zusätzliche Bedarf nicht abgedeckt werden. Das größte Ausbaupotenzial besteht vielmehr bei der Wasserkraft: Bis 2020 ist eine Ausweitung der Stromerzeugung von insgesamt sieben Terawattstunden möglich – so wird die Wasserkraft einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele der Europäischen Union leisten.

Klimaziele erreichen – aber wie?

Laut EU-Klimarichtlinien soll bis zum Jahr 2020 ein Fünftel des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien geschöpft werden. Für Österreich ist dabei eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien von derzeit 23,3 Prozent auf 34 Prozent geplant. Der Ausbau der Wasserkraft um sieben Terawattstunden kann 3,1 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) einsparen helfen und gleichzeitig den Anteil erneuerbarer Energien auf 25 Prozent heben – und jenen der Wasserkraft an der Stromerzeugung von derzeit rund 60 Prozent auf 69 Prozent. Das europäische 34 Prozent-Ziel für Österreich ist aber nur erreichbar, wenn maximale Anstrengungen in allen Bereichen unternommen werden: Sparsamere Autos gehören genauso dazu wie bessere Dämmung von Wohnungen und Büros. Aber auch im Elektrizitätsbereich muss vermehrt auf bewussten Umgang mit Energie geachtet werden. Trotz allem werden sich Versorgungssicherheit und Klimaziele nicht ohne massive Investitionen in Kraftwerke unter einen Hut bringen lassen.

Die Investitionsoffensive der österreichischen E-Wirtschaft ist dabei keine Zukunftsmusik: Heute schon befinden sich zusätzliche Kraftwerkskapazitäten von insgesamt 1.540 MW in Bau, in Planung ist derzeit eine zusätzliche Leistung von 1.257 MW und 764 MW wurden in den letzen Jahren bereits umgesetzt. Die E-Wirtschaft ist also bereits mittendrin in der Verwirklichung ihrer ehrgeizigen Ziele.

Ohne Netze geht’s nicht

Dabei macht Barbara Schmidt, Generalsekretärin des VEÖ, auf eine weitere Investition aufmerksam: „Der geplante Ausbau der Stromerzeugung würde die bestehenden Netze überfordern. Bereits heuer sind vielfach schon die Leistungsgrenzen erreicht.“ Da ein leistungsfähiges Übertragungs- und Verteilernetz das Rückgrat des Wirtschaftsstandorts Österreich und die Basis für einen modernen Industriestaat ist, werden bis 2020 mehr als sechs Milliarden Euro in dessen Modernisierung und Ausbau fließen.

Wer ist dafür?

Eine aktuelle Gallup-Umfrage zeigt: Ganze 97 Prozent der ÖsterreicherInnen sehen die sichere Versorgung mit Energie und eine intakte Umwelt als wichtig an. Zwei Drittel sind davon überzeugt, dass neue Kraftwerke gebaut werden müssen, 94 Prozent sind mit Photovoltaik-Bauprojekten einverstanden, 87 Prozent mit Windkraft-Projekten und 90 Prozent mit Wasserkraftanlagen. 72 Prozent stimmen auch Bauvorhaben bei thermischen Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung zu. Darin sieht der VEÖ einen Auftrag, und Wolfgang Anzengruber erklärt: „Österreichs E-Wirtschaft löst ihre Versprechen für den Klimaschutz und die Sicherung der Stromversorgung Schritt für Schritt ein.“ Wenn die Rahmenbedingungen auf Basis der Energiestrategie stimmen, werde die E-Wirtschaft die geplanten sieben Terawattstunden Wasserkraft bis 2020 bereitstellen und dazu noch einen kräftigen Zuwachs bei anderen erneuerbaren Energien beisteuern. Aber bei realistischer Betrachtung müsse auch eines klar sein: Mittelfristig werde sich eine sichere Stromversorgung ohne thermische Kraftwerke nicht bewerkstelligen lassen.