Lerchenfelder Straße.

F.: Schuh

Zieht man in Wien zum Shopping aus, wird nicht unbedingt die Lerchenfelder Straße aufgesucht - anstelle von H&M gibt es dort eine Kleidermacherin für Damen, und anstelle riesiger Buchhandelsketten berät der Buchhändler Reinhold Posch. Heuer feiert zudem der Weltladen von Estela Tschernutter sein 20-Jahr-Jubiläum, den die beiden Kuratorinnen Elke Krasny und Angela Heide im Rahmen des Projektes Aufbruch in die Nähe ebenfalls aufgesucht haben.

Als "Forscherinnen der Erdgeschoßzone" ging es Krasny und Heide um eine Form der Stadtforschung, die das Verhältnis zwischen Mikro- und Makrokosmos befragt und die Auswirkungen globaler Umwälzungen vor der eigenen Haustür und nicht in der Ferne sucht. In ihrer feinen Ausstellung, Lerchenfelder Straße 141, ergeben die dort skizzierten Lebenswege der ansässigen Geschäftstreibenden eine beeindruckende Kartografie, die von Ottakring bis Samarkand, von Wolfsgraben über Bozen bis Bangkog oder von Bilsturp bis Ostrava führt. Während die einzelnen Lebensgeschichten von tiefgreifenden globalisierten Veränderungsprozessen erzählen, haben Krasny und Heide die an der Straße Handelnden auch nach ihren Lieblingsfilmen gefragt, die in der Ausstellung ein die Alltagsrealität erweiterndes Bild der Straße ergeben.

Das Rahmenprogramm umfasst zudem eine Podiumsdiskussion am 29.10. (u.a. mit Franz Denk, Standard-Kulturkritikerin Anne Katrin Feßler, Martin Fritz, Timo Huber, Judith Huemer), die unter dem Titel "Die Stadt zwischen uns - Leidenschaften, Interessen und Entdeckungen" nach den methodischen Annäherungen an eine zeitgenössische Stadtforschung fragt. (cb/DER STANDARD, Printausgabe, 28. 10. 2009)