Völlig entnervte und geknickte Real Madrid-Stars.

Drittligisten AD Alcorcon

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Im siebten Fußballhimmel: Die drittklassigen Kicker von AD Alcorcon.

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Da hielt auch die Anhänger nichts mehr auf den Sitzen.

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Madrid/Wien - Es ist schon ein Weilchen her, dass Real Madrid den erstmals 1902 ausgelobten spanischen Cup gewonnen hat. 1993 und in Valencia gelang ein 2:0-Finalerfolg über Saragossa. Die Königlichen, mit Legenden wie Manuel Sanchis, Michel, Robert Prosineèki, Emilio Butragueño und Iván Zamorano, stemmten die Copa del Rey damals zum 17. und bisher letzten Mal.

Seither setzte es für den Rekordmeister im Bemühen um die Trophäe, deren wechselnde Benennung die Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert widerspiegelt (Copa El Rey Alfonso XIII., Copa del Presidente de la República, Copa de España Libre, Trofeo de El Generalísimo, Copa de El Rey Don Juan Carlos I), mehr schmerzliche Niederlagen als Erfolge.

Die peinlichste ereignete sich am Dienstag in Alcorcón, einer 165.000-Einwohner-Stadt 13 Kilometer südwestlich der Metropole Madrid. Den dortigen Drittligisten gibt es seit 1971. Er schlägt sich mit einem Budget von 1,1 Millionen Euro in der zweiten von vier Regionalligen der Segunda División B unter anderem mit der Reserve von Real Madrid, RM Castilla, herum. Die besten Spieler kassieren monatlich rund 3000 Euro.
Dennoch wollte Real - Budget rund 440 Millionen, Gehälter bis zu 1,1 Millionen monatlich - das Hinspiel um den Aufstieg ins Cup-Achtelfinale nicht auf die leichte Schulter nehmen. Schließlich wurde schon von einer Krise der neuen Galaktischen gemurmelt, nachdem es erst in der Champions League daheim ein 2:3 gegen den AC Milan und am Sonntag darauf in der Primera Division ein torloses Remis in Gijon gesetzt hatte. Und schließlich hatte Coach Manuel Pellegrini vor der Saison verkündet, dass er mit dieser seiner Mannschaft einfach alle verfügbaren Titel anstreben, ja eigentlich gewinnen müsse.
In Alcorcón stand Pellegrini der blessierte Cristiano Ronaldo nicht zur Verfügung. Und natürlich schonte der Chilene weitere Stammkräfte wie Kaká und Teamtorhüter Iker Casillas.

Jahrhundert-Lachnummer

Der millionenschwere Rest - Goalie Jerzy Dudek, Rafael van der Vaart und Guti als Regisseure sowie Karim Benzema und Raúl (später Ruud van Nistelrooy) im Sturm - ließ sich derart vorführen, dass sogar die Real-nah Sportzeitung AS tags darauf mit „Lachnummer des Jahrhunderts" titelte. Die Marca empfahl Pellegrini in dicken Lettern den sofortigen Rücktritt. Er dürfe nicht eine Zehntelsekunde länger bleiben.
Tatsächlich ließ der Auftritt der Madrilenen im anlassbedingt von 3000 auf 4500 Plätze aufgepeppten Municipal de Santo Domingo zu Alcorcón auf ein sportliches Statement gegen den Trainer schließen. „Peinlich - wer so verliert, hat keine Argumente mehr", sagte Pellegrini selbst. Über einen Rücktritt, versicherte der 56-Jährige, der erst vor der Saison aus Villarreal gekommen war, habe er noch nie nachgedacht. Sportdirektor Jorge Valdano wird als Einspringer genannt, will aber nichts von einem Trainerwechsel wissen. „Wir müssen zusammenstehen. Und da schließe ich auch den Trainer ein", sagte der Argentinier.

Kapitän Raúl verwies auf die Chance, die Schmach im Heimrückspiel zu tilgen. Allerdings war ähnliches schon im Vorjahr zu hören, als ebenfalls in der Copa del Rey bei Drittligist Irún ein vergleichsweise harmloses 2:3 passiert war. Das Heimspiel gewann Real knapp 4:3 - und schied daher ebenfalls in der Runde der letzten 32 aus. (sid, lü, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 29. Oktober 2009)