Wien - Die ersten Schweinegrippe-Verdachtsfälle haben die Menschen nervös gemacht - von der anfänglichen Hysterie ist bis dato aber nicht viel geblieben. Die Bereitschaft sich impfen zu lassen, ist gering. H1N1 hat sich bisher nicht als Killervirus herausgestellt und auch die ersten Schulschließungen und schwereren Krankheitsverläufe werden Experten zufolge die Menschen nicht die Ordinationen stürmen lassen. Die Unsicherheit beim Auftauchen des Virus' schürt mehr Angst als die tatsächliche Bedrohung, sagte Gesundheitspsychologe Norman Schmid vom Berufsverbands Österreichischer Psychologen (BÖP).

Die Unsicherheit zu Beginn löst Angst aus, weil man noch nicht weiß, wie sich das Ganze entwickeln wird, meinte Schmid. Je mehr Informationen man im Verlauf der Grippewelle erhält, umso kontrollierbarer scheint die Krankheit. "Auch wenn es objektiv gesehen nicht so sein muss und widersprüchliche Infos im Umlauf sind." Jetzt wo es Maßnahmen wie eine Impfung gibt, wird die Schweinegrippe nicht mehr als so schlimm empfunden. "Man hat jetzt ein Fangnetz, das gibt Sicherheit", sagte der Experte.

Schwere Erkrankungsfälle - wie jenen des elfjährigen Mädchens in Tirol - oder Schulschließungen wie in Osttirol lösen bei Impfunwilligen kein Umkehrdenken aus. "Eher im Gegenteil. Mit Schreckensmeldungen erreicht man nichts", meinte Schmid überzeugt. Ängstliche werden sich wohl eher impfen lassen, Kritiker blocken aber noch mehr ab. "Negativwerbung" spricht jene an, "die sich ohnehin impfen lassen würden". Hier spiele aber auch die Nähe zum Vorfall eine Rolle. "Osttirol ist in diesem Fall für viele Menschen fast genauso weit weg wie Amerika". (APA)