R.E.M.
Live At The Olympia in Dublin
(Warner)
In Irland stellt sich die Frage nach dem halb vollen oder halb leeren Glas ja nicht so. Dort sind die Gläser immer voll! Das prägt die Mentalität und verträgt sich stimmungsmäßig bestens mit Rock 'n' Roll. R.E.M., die einige Jahre wie frühpensionierte Beamte des Fachs wirkten, haben sich mit dem Album Accelerate am eigenen Schopf aus ebenjenem Sumpf gezogen und feiern so etwas wie einen zweiten Frühling. Ein Umstand, den diese neue Doppel-Live-CD (plus DVD!) eindrücklich unterstreicht. Keine tranigen Etüden für Weißclowns, sondern forschen Alternative Rock im Umfang von 39 Titeln bieten Stipe und Co hier mit einer Spiellust und -laune, die daran erinnert, wie lässig Alternative Rock einmal geklungen hat, als er noch ein solcher war. Dass R.E.M. diese Zeitreise noch einmal gelingen würde, war nicht unbedingt zu erwarten - umso schöner, jetzt gleich live dabei sein zu können. So wie ihr größter heimischer Fan, der natürlich in Dublin dabei war.
LEONARD COHEN
Live At The Isle Of Wight 1970
(Sony)
Am 31. August 1970 hat sich ein junger Leonard Cohen auf der Isle Of Wright durch sein damals noch schlankes Werk gezupft. Mit einer ebensolchen Band, Army genannt, spielte er jenen sehnsüchtigen, zu Herzen gehenden gescheiten Folk, der ihn zu einem der Monolithen des Genres werden ließ. Auch wenn die Aufnahmequalität audiophilen Freaks ein graues Haar einträgt, die Emphase des Vortrags bleibt trotz einiger Abstriche hin- und mitreißend. Der Mann war immer schon ein Gott! (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.10.2009)