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Ein Schlaganfall trifft Personen meist wie ein Blitz aus heiterem Himmel

Foto: APA/dpa/Patrick Pleul

Wien - Weniger Todesfälle, aber anhaltende Gefahr: Die Sterblichkeit nach einem akuten Schlaganfall ist in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gesunken. Mit derzeit rund 20.000 Fällen pro Jahr hat sich aber an der Häufigkeit der potenziell lebensgefährlichen Erkrankung wenig geändert. Die Zahlen steigen sogar eher an. Weiterhin handelt es sich um die dritthäufigste Todesursache, an der weltweit jährlich 5,7 Millionen Menschen sterben, hieß es bei einer Pressekonferenz in Wien.

Wilfried Lang, Präsident der Österreichische Gesellschaft für Schlaganfall-Forschung (ÖGSF): "Wenn auch die Zahl der Schlaganfälle kontinuierlich zunimmt, so können wir doch erhebliche Fortschritte verzeichnen, was die Sterberate aufgrund eines Schlaganfalls betrifft: Zwischen 1970 und 2008 ist die Schlaganfall-Sterblichkeit um fast 80 Prozent - von 130 pro 100.000 Einwohner auf rund 27 pro 100.000 Einwohner zurückgegangen."

"Time is Brain"

Maßgeblich daran beteiligt sei die im internationalen Vergleich vorbildliche Ausstattung mit spezialisierten Behandlungseinheiten, den sogenannten "Stroke Units". 34 solcher Einrichtungen gibt es. Vorgesehen sind insgesamt 39. Schon heute ist es möglich, Patienten innerhalb einer Transportzeit von meist weniger als 45 Minuten in eine solche spezialisierte Einheit zu bringen. "Time is Brain" lautet die Devise. Denn bei einem ischämischen Insult mit der Bildung eines Blutgerinnsels im Gehirn stehen längstens 4,5 Stunden ab Beginn der Symptome zur Verfügung, in denen das Gerinnsel durch die Gabe eines Medikaments wieder aufgelöst werden kann. Am wirksamsten zur Verhinderung von bleibenden Schäden ist die Behandlung aber möglichst kurz nach Auftreten der Symptome.

Lang: "Hierzulande bekamen per Oktober 2009 bereits 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten diese Therapie, das ist ein neuer Rekord. Weltweit sind es nur zwei bis vier Prozent. Lässt man jene Patienten unberücksichtigt, die für die Lyse-Behandlung aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage kommen, liegt die Anwendungsrate bei uns bei höchst beachtlichen 58 Prozent, wie die aktuellsten Daten zeigen."

Jeder Dritte gesundet vollständig

Statistisch gesehen stirbt jeder Fünfte innerhalb eines Monats nach dem Schlaganfall, viele tragen Behinderungen davon. Obwohl jeder Dritte wieder komplett gesundet, bedeutet ein Schlaganfall ein neunmal höheres Risiko, auch später wieder einen Schlaganfall zu erleiden, was Betroffenen oft große Angst bereitet. Ähnlich bedeutet auch der leichte Hirnschlag akute Gefahr, Opfer eines späteren Schlaganfalls zu werden.

Symptome erkennen

Entscheidend wäre, dass schon bei den ersten verdächtigen Symptomen Rettung bzw. Notarzt gerufen werden:

  • Halbseitige Schwäche: Es können eine ganze Körperhälfte, also Gesicht, Arm und Bein, oder nur Teile davon, zum Beispiel nur der Arm, betroffen sein. Diese Schwäche kann leichtgradig oder schwer ausgeprägt sein.
  • Halbseitige Gefühlsstörung: Auch davon können eine ganze Körperhälfte oder nur Teile davon betroffen sein. Typisch ist ein Ausfall der Wahrnehmung, also eine Taubheit, eine Berührung wird nicht bemerkt.
  • Sprachstörungen: Die Sprache des Betroffenen ist nicht oder nur eingeschränkt verständlich. Umgekehrt können Betroffene auch selbst Schwierigkeiten haben, Gesprochenes zu verstehen. Sie können daher oft auch einfache sprachliche Anweisungen, etwa "Heben Sie bitte Ihren Arm", nicht befolgen.
  • Sehstörungen: Es kommt zu einem plötzlichen Verlust der Sehwahrnehmung auf einem Auge bzw. nach einer Seite.

Buchstäblich "am gescheitesten" wäre aber die Vorsorge durch einen gesünderen Lebensstil: Keine Zigaretten, täglich mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität, ein BMI von weniger als 25, geringer Alkoholkonsum und eine mediterrane Diät. "Große Studien bestätigen, dass unter Rücksichtnahme dieser fünf Faktoren das Schlaganfall-Risiko um vier Fünftel sinkt", so der Innsbrucker Neurologe Johann Willeit. Ein Blutdruck von mehr als 140/90 verdoppelt bis vervierfacht das Schlaganfallrisiko. (APA/pte)