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Sabine Ladstätter kündigte Umstrukturierungen im Bereich der österreichischen Archäologie an. Vor allem Teamarbeit solle gefördert werden.

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Die in Ägypten entdeckte Siegelabrollung

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Wien - Ein neuer Fund im Rahmen der österreichischen Grabungsaktivitäten im antiken Avaris in Ägypten bestätigt frühe Kontakte zwischen Babylonien und Ägypten: Bei den Grabungen in Avaris nahe der heutigen Stadt Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta wurde vor zwei Tagen ein Fragment eines Abdrucks eines Rollsiegels in Keilschrift entdeckt, so Irene Forstner-Müller, die neu ernannte Leiterin der Zweigstelle Kairo des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI), am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Forstner-Müller und die ebenfalls neu berufene Leiterin des ÖAI, Sabine Ladstätter, sprachen dabei über jüngste Funde und neue Pläne für die österreichische Archäologie.

"Sensationsfund"

Die Siegelabrollung, als "Sensationsfund" bezeichnet, datiere in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurück und sei im Duktus der altbabylonischen "Monumentalschrift" geschrieben. Neben dem im Frühjahr gefundenen Tontafelfragment bilde dieser sensationelle Fund den Nachweis von Kontakten (Handel und Politik) zwischen Avaris und Babylonien.

Museum geplant

Um die Funde bei Tell el-Dab'a auch Touristen und Einheimischen zugänglich zu machen, planen die österreichischen Wissenschafter die Errichtung eines Museums vor Ort. "Wir haben bereits Zusagen von ägyptischer Seite, einen Großteil der Kosten übernehmen zu wollen", berichtete Forstner-Müller. Einen geringeren Teil, namentlich die Architektenkosten, soll das ÖAI über Sponsoren aufbringen.

Avaris soll das Hauptprojekt der Arbeiten des ÖAI in Ägypten bleiben. Daneben sind heimische Wissenschafter auch in Philae/Assuan in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie in Luxor/Asasif in Kooperation mit der Berliner Humboldt-Universität tätig.

Umstrukturierungen

Umstrukturierungen kündigte Ladstätter für die österreichische Archäologie an. Es brauche nach schwierigen Jahren nun eine Konsolidierung, man müsse sich vor allem der eigenen Stärken bewusst werden. Ladstätter möchte in Zukunft Teamarbeit fördern, nachdem das ÖAI in der Vergangenheit "die Summe von Einzelforschern" war. Die Öffentlichkeitsarbeit und die internationale Vernetzung solle verstärkt werden, der wissenschaftliche Austausch gefördert: "Mein Ziel ist es auch, gerade den jungen, hervorragenden WissenschafterInnen, die derzeit in prekären Arbeitsverhältnissen an das Institut gebunden sind, eine längerfristige Perspektive zu geben", erklärte Ladstätter.

In Österreich setzt die neue Institutschefin ebenso auf Schwerpunktsetzung und nannte dabei Arbeiten um die Bernsteinstraße. Dagegen seien Aktivitäten der ÖAI in Carnuntum nicht unbedingt nötig, diese Ausgrabungen würden seitens des Landes Niederösterreich abgedeckt. Ladstätter kann sich dagegen Grabungen im inner- und ostalpinen Raum vorstellen, mit Schwerpunkt auf die römische Epoche, sowie der Perioden davor und danach, also Kupferzeit und frühes Mittelalter.

Ephesos bleibt Flaggschiff

Flaggschiff der österreichischen Archäologie bleibt Ephesos in der heutigen Türkei. Dort arbeiteten heuer während einer fünfmonatigen Grabungskampagne insgesamt 174 Wissenschafter aus elf Nationen sowie 60 lokale Arbeitskräfte aus Ephesos. Ephesos sei von der Kupferzeit bis in die Osmanische Ära ein zentraler Ort der Geschichte gewesen, entsprechend könne hier noch archäologische Grundlagenarbeit geleistet werden. (APA/red)