Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz glaubt fest daran, dass ihm auf dem Weg aus der Krise eine neue Imagekampagne Halt geben wird.

Foto: Diözese Linz

Linz - Die Zeiten werden für die katholische Kirche in Österreich nicht leichter. Auch wenn die offiziellen Zahlen voraussichtlich erst im Jänner 2010 veröffentlich werden, sickerte bereits jetzt durch, dass die Kirchenaustritte in Österreich um gut 30 Prozent angestiegen sind. Besondere Problemzone am Leib Christi: die Diözese Linz. Im Zeitraum zwischen 1.1. bis 28.10.2009 verbuchte der Magistrat 1802 Kirchenaustritte. (2008: 1349). Und die Gründe dafür dürften zu einem großen Teil hausgemacht sein. Zunächst der Wirbel um die letztlich zurückgezogene Bestellung des erzkonservativen Pfarrers von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, zum Weihbischof von Linz. Kurz darauf brachte dann Josef Friedl, Pfarrer von Ungenach und "guter Geist" der Familie Zogaj, den Linzer Bischof mit seinem öffentlichen Bekenntnis zu Langzeitliebe "Rosi" gehörig in Bedrängnis.

Krönender Abschluss im krisengebeutelten Kirchenjahr: Bischof Ludwig Schwarz setzt, auf Druck des Papstes und erzkonservativer Kirchenkreise in Linz, den langjährigen Leiter des Kommunikationsbüros, Ferdinand Kaineder, quasi über Nacht vor die Kirchentür. Durchaus verständlich also, dass im Bischofshof der Wunsch nach göttlichem Frieden groß ist. Gelingen soll dies jetzt mit einer neuen Imagekampagne. Mit der Aktion "Glaube gibt Halt. Was glaubst Du?" will man zwischen Allerheiligen und Advent mit den Schäfchen ins Gespräch kommen und auf Inhalte des christlichen Glaubens aufmerksam machen.

Die Kampagne ist Teil eines seit zwei Jahren laufenden Kommunikationsprojektes der Diözese. In Radiospots und Zeitungsbeilagen erzählen Menschen aus ihrem Leben und Glauben. Auch ein eigenes Kinderbuch mit einer Auflage von 20.000 Stück gibt es dazu. Es soll unter anderem in Caritas-Kindergärten und Spielgruppen zum Einsatz kommen.

Krise als Kirchenfluchtgrund

Und der Linzer Oberhirte sieht die Aktion als adäquates Mittel gegen den Mitgliederschwund: "Jede Kampagne, die gut durchdacht und aufgebaut ist, ist eine große Hilfe für die Leute." Dass viele Menschen der Kirche den Rücken zukehren, führt der Diözesanbischof neben Glaubenskrisen auch auf die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten vieler Leute zurück.

Vor der eigenen Kirchentür wird hingegen nur ungern gekehrt, über Probleme breitet man lieber die Soutane des Schweigens. Das Desaster um die Weihbischof-Bestellung wurde vom Linzer Bischof öffentlich nicht mehr kommentiert. Auch einen plausiblen Grund für die Absetzung seines Kommunikationschefs blieb Schwarz den oberösterreichischen Katholiken bis heute schuldig. Und Pfarrer Friedl? "An meiner Lebenssituation hat sich absolut nichts geändert. Es gibt auch keinen Grund dafür" , gibt Friedl auf die Frage, ob er nun Single sei, zur Antwort. Mit dem Bischof hätte es eine Aussprache gegeben, seitdem sei es "Gott sei Dank ruhig" .

Dass man sich heiklen Fragen nur ungern stellt, zeigte sich auch bei der Pressekonferenz anlässlich der Kampagne-Präsentation. Versuche, Friedl oder Wagner zu thematisieren, blieben erfolglos: "Akzeptieren sie bitte, dass es heute darauf keine Antworten gibt." (Markus Rohrhofer/DER STANDARD - Printausgabe, 30.10.2009)