Mit "irgendwelchen Studentengruppen" will Johannes Hahn nicht reden. Noch nicht. Der Minister verhandelt vorerst nur mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Auch die Uni Wien will die ÖH jedenfalls dabei haben. Das ist das Dilemma der ÖH. Denn als Institution ist sie in die Studentenproteste praktisch nicht eingebunden. Der Protest ist basisdemokratisch und kommt ganz ohne Funktionäre aus. Weil er sich auch gegen das politische System richtet - und davon ist die ÖH ein Teil.

Ganz im Abseits will die ÖH aber nicht stehen: Im laufenden Protest engagieren sich Funktionäre als "einfache" Studierende, sie setzen sich organisatorisch ein, etwa für "ge-genderte RednerInnenlisten". Die ÖH als Einrichtung bringt sich dagegen nur mit Kopierkarten und Frühstücksspenden ein - ein Zaungast, nicht mehr als andere Unterstützer.

De facto wurde die ÖH in der Vergangenheit politisch völlig entmachtet: Bloß ein schwaches Drittel geht zur ÖH-Wahl, die zu einer Abstimmung über Servicedienste verkommen ist. So haben die Studentenvertreter ihre Basis verloren. Kein Wunder, dass sie nun in einer basisdemokratisch organisierten Bewegung völlig im Eck stehen.

Die Hochschülerschaft könnte aus diesem Dilemma aber auch gestärkt hervorgehen. Wenn sie wieder als Institution politischer wird und ihre verstaubten Strukturen ändert. Wenn sie wieder zu einer echten Vertretung der Studierenden und ihrer Interessen und Anliegen wird - und nicht bloß zu deren Kopierstelle.
 (Tanja Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 30.10.2009)