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Die Krise in Osteuropa wirft einen Schatten auf das Kreditbuch der Ersten. Dank fleißiger Sparefrohs sammelt das Institut - in Österreich wie in Osteuropa - immer mehr Geld von den Kunden ein. Und das nicht nur am Weltspartag.

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Während international die Banken nur mit Abschlägen vom Aktienkurs die Börsen anzapfen, bietet die Erste keinen Abschlag. Die Krise ist laut Bankchef Treichl noch nicht vorbei.

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Wien - "Das Schlimmste liegt hinter uns." Andreas Treichl ist zwar überzeugt, den Tiefpunkt überschritten zu haben, doch die Zukunft bleibt in seinen Augen ungewiss. Entsprechend vorsichtig fällt der vom Erste-Bank-Chef am Freitag gegebene Ausblick aus: "Das Wachstum ist nicht ausreichend, um jetzt das Ende der Krise ankündigen zu können."

Wie stark die Rezession - insbesondere in Osteuropa, wo die Erste drittgrößter Player ist - der Bank zusetzt, lässt sich am besten an den Kreditvorsorgen ablesen. Sie stiegen gegenüber der Vorjahresperiode um das Eineinhalbfache auf 557 Mio. Euro. Dank besserer Zinsmargen, niedrigerer Verwaltungskosten und hoher Erträge aus dem Wertpapierhandel verfehlte die Bank ihren Konzernüberschuss des dritten Quartals 2008 nur um zwölf Prozent.

Dass Treichl dennoch 1,65 Mrd. Euro am Kapitalmarkt einsammeln will, hängt mit der dürftigen Eigenkapitalquote von 6,5 Prozent zusammen, die mit der Maßnahme auf 7,8 Prozent steigen soll. Zudem umgeht das Spitzeninstitut des Sparkassensektors mit dem Schritt die bereits vereinbarte Aufnahme von staatlichem Hybridkapital für die Österreich-Tochter im Volumen von einer Mrd. Euro.

Staatskapital in Tranchen zurück

Unmittelbar zur vorzeitigen Rückzahlung des im Frühjahr aufgenommenen Partizipationskapitals (1,2 Mrd. Euro vom Bund, 540 Mio. Euro von Privaten) sollen die frischen Mittel nicht dienen. Treichl will den Investoren nicht  erklären: "Burschen, das war eine nette Überbrückung, jetzt brauchen wir euch nicht mehr, wir holen uns Geld vom Markt, gehts euch brausen." Sehr wohl gebe es aber Gespräche mit dem Bund, das Staatskapital nicht nach Ende der fünfjährigen Laufzeit auf einmal zu refundieren, sondern schon früher in Tranchen zu beginnen.

Mit der Kapitalerhöhung wird die spanische Sparkasse La Caixa ihren Anteil an der Ersten auf zehn Prozent verdoppeln, weil die Erste Stiftung nicht mitzieht (siehe dazu auch Artikel "Seestern mit Weitsicht"). Dass die Organisation wegen mangelnder Kreditaufnahmefähigkeit auf 26 Prozent zurückfalle, verneinte Treichl: "Das war von Anfang an so entschieden." Richtig sei aber, dass die Stiftung die bestehenden Kreditlaufzeiten mit "internationalen Banken" - sie ist mit rund einer Mrd. Euro verschuldet - verlängert habe. Entschulden soll sich die Foundation nach Ende der Krise über höhere Dividendenzahlungen der Ersten.

Kein Abschlag

Die Bank unterscheidet sich bei der Kapitalerhöhung deutlich von vergleichbaren Transaktionen internationaler Geldinstitute der jüngsten Zeit, denn die Erste wird keinen Abschlag offerieren. SocGen und BNPParibas mussten einen Diskont von fast 30, Swedbank von 41 Prozent einräumen. Treichl ist der Ansicht, dass der volle Aktienkurs bereits einen Abschlag beinhalte.

Keine Kursänderung will die Erste beim laufenden Sparkurs vornehmen. Nach den erfolgten Kostensenkungen soll es im kommenden Jahr eine weitere Reduktion um rund 100 Mio. Euro geben. Heuer hat die Bank den Mitarbeiterstand - vornehmlich in Osteuropa - um 3,1 Prozent auf 51.000 Beschäftigte gesenkt. An ihrem Engagement in der krisengeschüttelten Ukraine, wo die Erste anhaltend Verluste schreibt, hält sie fest. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2009)