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Foto: REUTERS/Der Standard/Regine Hendrich

So gerührt von sich selbst war der "Falter" schon lange nicht. Es kommt aber auch nicht jede Woche vor, dass er auf einer sechs Seiten langen Strecke Das Gespräch Meinl mit der Anpreisung zu bieten hat: Julius Meinl V. erzählt über seine Haft, seine Bank, seine Schulzeit, seine Pläne und seine neue Frisur. Gott sei Dank! Der Chefredakteur - Seinesgleichen geschieht - rechtfertigt das Unternehmen in seinem Kommentar mit dem, was die Firma Meinl im Gefühlsleben der Österreicherinnen und Österreicher darstellte, was aber mit dem Geschäftsleben von Julius Meinl V. rein gar nichts zu tun hat. Als ich studierte, holte ich mir in der Meinl-Filiale am Eck den billigsten Kaffee, Werkskaffee genannt, und das hielt er für einen ausreichenden Grund, auf fünf eng bedruckten Seiten anzubieten, wofür er sich so entschuldigt: Es ist klar, dass ein Mann wie Meinl, in Mediendingen und Rechtssachen aufwendig beraten wie kaum einer, ein Interview nicht gäbe, wäre er nicht der Ansicht, es würde ihm nützen.

Trotzdem: Das so entstandene Interview ist ein Dokument. Unklar bleibt nur, wofür. Vielleicht ein Dokument der Wiedergutmachung, heißt es doch über den Fünften: In dieser Zeitung führte er das Best-of-Böse-Ranking 2008 an. Doch nun kam ein Gespräch zustande, das Meinl nicht dem Falter, sondern ausdrücklich der freien Journalistin Lara Theiss gab. Wir freuen uns, dass Theiss sich letztlich für den Falter als den bestgeeigneten Ort der Publikation entschieden hat. So wurde doch noch alles Best-of-Gut.

Das las man in "Österreich" unter dem Titel Aufregung um Meinl-Interview freilich ein wenig anders. Dort hieß es: Die ehemalige Krone-Journalistin Lara Theiss hatte Meinl unter dem Vorwand, eine Serie über die Familie Meinl zu verfassen, zu einem Gespräch getroffen. Das Interview bot sie zunächst der Kronen Zeitung, News und ÖSTERREICH an. Alle Medien lehnten ab, weil es von Meinl nicht freigegeben ist.

Es gibt in Österreich eben noch seriöse Medien. Offensichtlich war es keinem der drei genannten Blätter das Geld wert, sonst hätte eines von ihnen, wohl zugeschlagen und in angemessener Demut auf eine Autorisierung gewartet. Was blieb Lara Theiss also anderes übrig, als sich für den Falter als den bestgeeigneten Ort der Publikation zu entscheiden. Wenn Meinl der Fünfte unter seiner neuen Frisur jetzt nur nicht die Freigabe verweigert! Aber bei soviel Nostalgie des "Falter"-Chefredakteurs nach dem Werkskaffee des Großvaters wird er das sicher nicht übers Herz bringen.

Kam der Meinl-Riemen im "Falter" überraschend, lässt sich das bei der Titelstory von "News" nicht behaupten. Sie hing schon längere Zeit in der Luft: Fiona & KHG - Schwere Zeiten - Ihre große Liebe auf dem Prüfstand der Skandale. Und bang fragte das Magazin, das ein Meinl-Interview leichtfertig abgelehnt hat, Fiona: Wie lange hält sie das noch aus?

Die Frage, wie lange man KHG aushält, wenn man nicht gerade Wolfgang Schüssel ist, haben sich schon viele Beobachter des öffentlichen Lebens gestellt. Aber jetzt: Krisenzeit. Das Image des Exfinanzministers ist vorerst ramponiert. Fiona Swarowski besucht Charity-Veranstaltungen alleine. Aber neben den schlechten Nachrichten gibt es auch gute. Fiona Pacifico Griffini-Grasser erlebt schwere Zeiten: Gegen KHG wird ermittelt. Doch Psychologen vertrauen der Liebe.

Dreimal dürfen Sie raten, wer sich hinter diesen Psychologen verbirgt. Erraten! Dr. Rotraud A. Perner rät dem Ehepaar Grasser zu professioneller Hilfe, sofern sie die Lebenskrise meistern wollen. Und erteilt sie auch gleich. Es stellt sich plötzlich die grundsätzliche Frage: Was hält diese Bindung zusammen? Ist es Liebe? Oder das Bedürfnis nach Geld, Macht, Prestige? Schön, aber was heißt plötzlich?

Frau Dr. Perners professionelle Hilfe dürfte sich weitgehend mit der Linie des Staatsanwaltes decken. Gelassen bleiben, abwarten, was passiert. Wenn man zur Aufklärung der Anschuldigungen beitragen kann, sollte man dies tun. Hat man tatsächlich Dreck am Stecken, sollte man dies zugeben. Dann aber eine starke Einschränkung: Zumindest dem Partner gegenüber. Denn seine eigenen Fehler einzugestehen - auch das ist Charakterstärke.

Als ob KHG je einen Fehler gemacht hätte! ,Ich kann schwören, dass bei der Privatisierung alles korrekt war', beteuert er, seelisch unterstützt von Perner: "Jeder Geschäftsmann steht heute mit einem Fuß im Kriminal". Mit wievielen Füßen dann erst ein Exminister! Kein Wunder - Fiona & KHG haben keine gute Zeit. Meistert ihre Ehe die Bewährungsprobe? (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 31.10./1.11.2009)