So eine Uni-Revolte mit besetzten Hörsälen und Demos auf der Straße gibt's ja auch nicht alle Tage. Da muss man natürlich auf allen Ebenen reagieren. Der scheidende Minister kramt in seinem Ministerbörsel und findet doch noch 34 Millionen Euro, die Uni-Leitung ist nach ein paar Schrecksekunden, die sich zu Schrecktagen summierten, zu Gesprächen mit den Besetzern bereit - aber da ist doch sicher noch mehr drinnen.

Am Donnerstag erreichte uns ein Mail der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Uni Wien, in dem zu einer hochkarätigen Veranstaltung geladen wurde: "Darwin und die Sozialwissenschaften". Näher am Puls der Zeit geht's nimmer.

"Sind wir biologisch gesteuert, und wenn nicht, was treibt uns an?", lautet eine der Fragen, denen ab 10. November nachgegangen werden soll. Bezieht man das auf die vergangenen Tage an der Uni: Wäre es möglich, dass die anhaltenden Proteste rein biologischer Natur sind? Und wenn nicht: Was treibt die Studenten an?

Eine weitere Frage dieses Symposiums lautet: "Wo hört die Natur auf, und wo fängt die Kultur an?" Vielleicht gar bei der Bildung?

Wenn Experten über Sozialwissenschaften und Darwinismus diskutieren, kann man das natürlich nicht so einfach in den Überbegriff "Sozialdarwinismus" zusammenmantschgern. Von einem kann man aber ausgehen: Die Besetzer in den Unis empfinden ihren persönlichen "Kampf ums (Studenten-)Dasein" ganz sicher nicht als "natürliche Selektion". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 31.10./01.11.2009)