Wien - Mit dem Krachen der Börsen klickten die Handschellen. Nach Ermittlungen der Würzburger Staatsanwaltschaft sitzt der umtriebige Hedgefondsmanager Helmut Kiener jetzt in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe: Betrug und Untreue. Laut Brancheninsidern habe es seit mehreren Monaten Probleme bei dem Hedgefonds K1 gegeben, da viele asiatische Kunden Geld abgezogen hatten und Banken restriktive Kredit vergeben haben.

Der diplomierte Psychologe und ausgebildete Sozialpädagoge Kiener hat ein Schneeballsystem aufgebaut, das auf ein weitverzweigtes Firmennetz setzte. Geld wurde von Investoren beschafft und über verschiedene Subunternehmen und Subfonds in Steuerparadiesen zurück zu Kiener geschleust.

Luxuriöser Lebensstil

Finanziert wurde mit dem Geld etwa der extravagante Lebensstil Kieners. Am Frankfurter Flughafen steht ein 60 Millionen Euro teures Flugzeug, auch einen Helikopter und mehrere Luxusimmobilien in den USA und Deutschland nennt Kiener, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, sein Eigen. Dieses Jahr hat der Hedgefondsmanager auch eine Privataudienz bei Papst Benedikt gehabt.

Insgesamt hat K1 rund 600 Mio. Euro von Kunden über die vergangenen Jahre eingesammelt. Die Großbanken Barclays, Société Générale, BNP Paribas und JPMorgan sollen insgesamt Gelder in Höhe von 400 Mio. Euro bereitgestellt haben. Die britische Barclays etwa rechnet, dass der Großteil des 220-Mio.-Euro-Investments verloren ist. Laut deutschen Anwälten zeichnet sich zudem ab, dass viele Privatanleger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Produkte investiert hatten.

15 Prozent pro Jahr

So wurden in Kooperation mit Vienna Life, der Liechtenstein-Tochter des Versicherers Vienna Insurance Group, auch zwei "Hedgefondspolizzen" vertrieben. Über Zertifikate wurden insbesondere private Anleger von der Hedgefondsgruppe angesprochen. Dabei hat sich die deutsche Finanzaufsicht (BaFin) seit 2004 gegen den Vertrieb der Produkte gewehrt. Gelockt haben die vergangenen Erträge der Hedgefondsgruppe: rund 15 Prozent pro Jahr.

Kieners Anwaltskanzlei Lutz Libbertz kündigte eine Haftbeschwerde an. Für Helmut Kiener gilt die Unschuldsvermutung. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2009)