Tekken 6 (Namco Bandai) ist für Xbox 360 und PlayStation 3 erschienen. Am 6. November erscheint Tekken 6 für PSP.

Foto: Namco
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Ein Hoch auf die Verarbeitungsqualität der Spielkonsolen-Controller. So oft, wie bei Street Fighter IV Anfang dieses Jahres mein Gamepad durch das Wohnzimmer geflogen ist, ist es wirklich erstaunlich, dass das Material die gleiche Behandlung nun ein zweites Mal schadlos überstanden hat. Der Grund dafür: "Tekken 6".

Damit ist der zweite ganz große Klassiker der Beat'em'Ups zurück in den heimischen Wohnzimmern und drauf und dran abermals Freunde, Liebende und Geschwister zu entzweien. Denn gibt es ein frustrierenderes Freizeiterlebnis, als im virtuellen Ring zu Boden zu gehen?

Handkanten-Geschichte

Doch bevor es gegen menschliche Mitspieler auf die Blutwiese geht, wollen die Entwickler - der Positionierung im Menü nach zu urteilen - Spieler in die "Scenario Campaign" entführen. Mit einer sehr ansehnlichen Abfolge von schwarzweißen Artworks wird die Geschichte der Tekken-Serie aufgerollt und der Hintergrund zum aktuellen Kapitel erläutert. Wer dabei den Durchblick behält: Jin Kazama ist nun der Boss des Mishima Zaibatsu-Konzerns und strebt nach Weltherrschaft. Sein Vater Kazuya Mishima ist der Kopf der G Corporation und der einzige, der den Größenwahnsinnigen aufhalten kann. Um seinen Widersacher ein für allemal zu vernichten, verkündet Jin das sechste "The King of Iron Fist Tournament", um die Familienangelegenheit Mann gegen Mann zu regeln...

Spielerisch schlägt sich der C-Movie-Plot in einem modernen Abklatsch von "Double Dragon" nieder. Anders als in den Arcade-Kämpfen steuert man seinen Charakter frei durch die Levels und verprügelt eine Gegner-Welle nach der anderen.

Prinzip: Manga mag Mann eben

Ob der Story-Modus wirklich notwendig war, um Tekken-Fans zu begeistern, ist fraglich. Die Mischung aus Free-Raoming und dem bestehenden Kampfsystem wirkt unhomogen. Da bereiten die Prügel-Sequenzen in Action-Adventures wie Uncharted 2 oder Batman: Arkham Asylum mehr Freude, wenngleich sie natürlich nicht einmal ansatzweise so komplex sind. Auch die Erzählung selbst trägt nicht viel zum Tekken-Erlebnis bei. Abseits wiedergekäuter Manga-Klischees (muskulöse Männer oder Monster und Frauen mit Strapsen, weitem Dekolletee und kindlicher Stimme) gibt auch die Charakterisierung der 8 Neuankömmlinge nicht viel mehr her, als man im altbewährten Arcade-Modus schon mitbekommt. Auch die optische Präsentation gefällt nur bedingt. Zwar sind die Akteure recht ansehnlich, die Ausarbeitrung der Schauplätze des Story-Modus ist der Leistungskraft moderner Konsolen nicht würdig.

Ich will doch nur Spaß

Da gefallen die Arenen und knallharten Matches allein gegen den Computer oder zu mehrt vor dem Fernseher oder auch online weit besser. Hier kommt dann auch das gute alte Tekken-Feeling auf, wie man es bereits auf der PlayStation 1 erlebte. 42 Charaktere stehen zur Wahl. Unter den genannten 8 Neuankömmlingen ist die Androidin Alisa Boskonovitch herauszustreichen, die nicht nur charmant ihren Kopf fallen lässt, wenn sie jemandem in die Eingeweide tritt, sondern auch mit Kettensägenarmen zu Werke geht. Der Endgegner Azazel, ein 6 Meter hoher Drache wirkt hingegen völlig übertrieben. Als menschlicher Gegner geht man ihm etwa bis zum Knie und kann ihm dennoch gefährlich werden. Everybody Favorites wie Law oder Nina lassen einen dafür nicht im Stich. Dem allgemeinen Trend zur Individualisierung huldigend wurde ein Charakter-Editor eingebaut, der Freiraum für die kreative Entfaltung lässt.

Hammer-hart

Ein spielerisch neues und gutes Element ist das Rage-System. So verstärkt sich die Schlagkraft von besonders geschwächten Spielern, um den Kampf gegen Ende hin noch einmal spannender zu gestalten. Gegen den Computer endet die unkoordinierte Tastenklopferei damit abermals rascher, als zuvor. Ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad bereits kommt man mit einfachen Kombos nicht mehr weit und wird gezwungen die Deckung und Tricks gezielt einzusetzen. Wer üben möchte, kann jederzeit die Kombo-Liste einblenden und im Alleingang sich in den vielen Modi wie Time-Attack oder Survival erproben. Dann klappt es auch gegen den Nachbarn.

Hübsch, mit technischen Ärgernissen

Tekken 6 versucht im Gegensatz zu Street Fighter IV grafisch keine neuen Wege zu beschreiten. Das optische Update ist mit spektakulären und animierten 3D-Schauplätzen, den hoch detaillierten Charakteren und den Partikeleffekten durchaus gelungen, enttäuscht aber auch mit technischen Ungereimtheiten. So wurde die Auflösung im Story-Mode auf 576p heruntergeschraubt und erreicht damit kein echtes HD-Bild. Im Arcade-Modus wird dieses Manko wieder gut gemacht. Allgemein lähmend sind die ewigen und ununterbrochenen Ladezeiten. Nach jeder Einstellung und jedem Menü-Wechsel, zwischen Spiel und Zwischensequenz - immerzu unterbricht ein Lade-Bildschirm den Spielfluss. Gerade bei einem Spiel, das sich nur mal so zum Zocken zwischendurch eignet, ist das unzumutbar. Die optionale Installation auf die Festplatte ist daher in jedem Fall empfehlenswert, um die Wartezeiten in Grenzen zu halten.

Fazit

Tekken 6 macht zu mehrt immer noch genau so viel Spaß wie einst und ist für Fans des Prügelspiels daher auch in jedem Fall empfehlenswert. Die Charaktervielfalt ist enorm und die Steuerung auf den Punkt gebracht. Schade, dass die großen Neuerungen, wie der Story-Modus derart altbacken wirken und die technischen Unzulänglichkeiten die ansonsten schöne Präsentation trüben. Während Street Fighter IV vor allem die Kombo-Cracks und Old-School-Freunde glücklich macht, positioniert sich Tekken 6 mehr am gegenüberliegenden Spektrum der Prügelspiele als leichter zugängliches Party-Game unter Freunden. Wer mehr will, wird aber auch hier rasch seinen Meister finden.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 1.11.2009)