Berlin - Der deutsche Altbundeskanzler Helmut Kohl hat die Verdienste seiner früheren Verhandlungspartner George Bush und Michail Gorbatschow um Mauerfall und Wiedervereinigung gewürdigt. Die Zusammenarbeit mit dem damaligen US-Präsidenten Bush und dem sowjetischen Staatschef Gorbatschow in dieser Zeit "war ein Glücksfall", sagte Kohl am Samstag in Berlin bei einer Feierstunde der Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls am 9. November.

Es war einer der ersten Auftritte Kohls seit längerer Zeit. Er wirkte sichtlich angeschlagen und hatte Mühe, sich zu artikulieren.

Der Altkanzler freute sich darüber, dass das Vertrauen zwischen Deutschland und den beiden Staaten in den vergangenen Jahren gewachsen sei. Die Deutschen seien "endlich zur Vernunft gekommen" und seien heute ein verlässlicher Partner. Er sei aber auch stolz, dass die deutsche Einheit gelungen sei. Die Deutschen hätten dies "gemeinsam erreicht, mutig und friedlich". Dies sei alles nicht selbstverständlich gewesen.

Köhler dankt "im Namen der Deutschen"

Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat die Verdienste von Helmut Kohl, George Bush senior und Michail Gorbatschow um die deutsche Einheit gewürdigt. Der deutsche Altkanzler, der ehemalige US-Präsident und der frühere sowjetische Staatschef hätten mit ihrer "Staatskunst" für "Millionen Menschen Türen und Tore aufgestoßen", sagte Köhler am Samstag bei einer Gedenkfeier der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

"Ich danke Ihnen im Namen der Deutschen und - ich bin sicher - auch im Namen aller Völker Europas". Kohl, Bush senior und Gorbatschow trafen bei der Veranstaltung im Friedrichstadtpalast das erste Mal seit Jahren wieder aufeinander.

Köhler rief die heutigen Staats- und Regierungschefs auf, das Werk der drei früheren Politiker fortzusetzen und eine "Entwicklungspolitik für den ganzen Planeten" zu wagen. Insbesondere die USA und Europa müssten ihrer Verantwortung gerecht werden. "Die Völker der Welt beobachten genau, ob es bei uns eine gute Regierungsführung gibt, ob wir glaubhaft für unsere Werte eintreten und ob wir unsere Fähigkeiten und unsere Macht für den Ordnungsrahmen einsetzen, den die Menschheit braucht", sagte Köhler dem im Voraus verbreiteten Redetext zufolge.

Köhler forderte eine europäische Außen- und Sicherheitspolitik, die Russland einschließt. Dies wäre eine "ideale Ergänzung" zur transatlantischen Partnerschaft mit den USA. Die Europäische Union müsse grundsätzlich eine Außen- und Sicherheitspolitik anstreben, die entschlossen agiere, und durch die die EU "für alle zu einem Partner auf Augenhöhe wird".

Köhler plädierte für ein selbstbewusstes Auftreten Europas im Wettbewerb der Systeme. Das europäische Modell verspreche Antworten auf Fragen wie den Klimawandel oder im Kampf gegen Hunger und Armut. Dafür brauche aber der Prozess der europäischen Integration "neue Dynamik, durch den Vertrag von Lissabon und über ihn hinaus".

Der Bundespräsident rief dazu auf, die transeuropäischen Verkehrsnetze auszubauen, die Energieversorgung auf eine sichere Grundlage zu stellen sowie eine wirtschaftliche und soziale Angleichung der Systeme aller europäischen Länder anzustreben. Die EU und Russland sollten sich eine solche Zusammenarbeit vornehmen. Denn dann sei in Europa "eine Blütezeit möglich wie selten in seiner Geschichte". (APA)