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"Der Herr Schaller war Nummer 17 der Welt ohne Vorhand und ohne Aufschlag. Mit Leistungsbereitschaft ist viel herauszuholen."

Foto: Reuters/Balogh

Wien - Thomas Muster, der am Samstag bei der Bank-Austria-Trophy in der Wiener Stadthalle zu Gast war, äußerte sich enttäuscht über die Enthüllungen von Andre Agassi. Der US-Amerikaner hat in seiner demnächst erscheinenden Biografie die Einnahme des Aufputschmittels "Crystal Meth" sowie auch eine Lüge gegenüber der ATP eingestanden, außerdem wurde auch bestätigt, dass Agassi Jahre lange ein Toupet trug.

Muster, der einige großartige Matches gegen den US-Star bestritten hat, dazu befragt, ob denn die gesamte Karriere Agassis eine Lüge war: "Das glaube ich nicht. Er war ein sehr fairer Sportler, ein bunter Hund am Anfang, der sich dann zum Sir und Gentleman entwickelt hat. Es hat mich sehr überrascht, dass er sich nach so langer Zeit zu Doping outet. Seine Haarpracht war ja allgemein bekannt, dass die nicht echt war, das hat sich nicht überall durchgesprochen. Es ist mir unverständlich, dass man nach so langer Zeit in einem Buch sein Image so ankratzen kann."

Agassi sei schon kurzfristig einmal eine Sperre angedroht worden "Und kurzfristig war er auch einmal von der Bildfläche verschwunden. Nach den Aussagen von Andre Agassi erklärt sich einiges auch von selbst, was schon lange hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde." Für Muster schmälert es aber "auf keinen Fall" Agassis Leistungen, aber es sei eben enttäuschend. "Weniger für mich, als eher für seine Fans."

Muster selbst kenne sich "mit dem Zeug" prinzipiell nicht aus. Und er wisse nicht, welche Art von Doping man mit dieser Substanz erreiche. Einen Imageschaden für den "weißen Sport" sieht Muster aber nicht. "Tennis ist nicht wirklich ein Dopingsport, es kommt selten vor. Anscheinend hat es Fälle gegeben, und es sind auch Leute gesperrt worden, aber es ist nicht gang und gäbe, im Tennis zu dopen."

Bereits zuvor hatte sich Muster bei einer Pressekonferenz zu verschiedenen anderen Themen geäußert:

- Stimmung in der Wiener Stadthalle und seine Erinnerungen: "Das Trampeln, das Klatschen, die Emotion, das Gefühl vor dem letzten Punkt, die Erlösung - all diese Dinge spielen eine große Rolle. Daraus kann man sehr viel Selbstvertrauen mitnehmen."

- zu Jürgen Melzer: "Wir haben immer von ihm geredet und gefragt: wann zündet die Rakete Jürgen Melzer und kann er quasi über das Hochhaus-Niveau rauskommen? Es gibt schöne Feuerwerke und dann gibt es Rohrkrepierer und wir wollen von einem schönen Feuerwerk sprechen. Vielleicht sehen wir ja ein Schlussfeuerwerk in seiner Karriere. Joakim Nyström ist für ihn eine ganz wichtige Person. Auch dass jetzt seine Partnerin, mit der er jetzt zusammen ist, vom Sport einiges versteht, kann nicht unwesentlich sein."

- über Erfolge in Österreich oder im Ausland: "In Österreich ein Turnier zu gewinnen oder vielleicht im Davis Cup eine oder zwei Runden gewinnen, dass sind die Dinge, die Tennis-Österreich und das Publikum bewegen. Auch bei mir hat sich immer gezeigt, wenn du irgendwo in Chile ein Turnier gewinnst, ist das schön, aber es ist für den Österreicher angreifbarer, wenn er selbst zuschauen kann, die Leistung miterleben kann. Deswegen ist es auch so schwer, im eigenen Land gut zu spielen."

- über späten Erfolg: "Es ist noch nicht zu spät, in dem Alter kann man noch was erreichen. Ich bin selbst das beste Beispiel. Ich war relativ spät Grand-Slam-Sieger und bin relativ spät Nummer 1 geworden."

- über das Warum seines "Geschlechter-Duells" mit Sybille Bammer: "Weil ich das lustig finde. Die Idee wurde geboren, es gibt jemanden der gesagt hat, dass soll man machen. Okay, dann spielen wir uns das halt aus. Es hat eigentlich überraschenderweise sehr viel Diskussionen ausgelöst. Die Frage stellt sich ja auch nicht, wenn wir beide voll fit sind, wer gewinnt, sondern die Frage ist, wie spiele ich gegen sie, die jetzt doch voll trainiert ist, gegen mich, der eher weniger bis gar nicht trainiert ist. Das ist eigentlich das Thema."

- über Daniel Köllerer: "Charaktere ändern sich ja nicht so leicht. Es gibt Versuche zur Besserung. Es ist so wie bei Suchtgefährdeten oder Suchtkranken, sie neigen dazu, wieder dem zu verfallen. Man weiß halt nicht wie lange das gut geht. Daniel Köllerer hat seine Möglichkeiten, die er heuer sehr gut ausgespielt hat. Er hat sich hier passabel präsentiert, nur ich glaube, dass er in seinen Möglichkeiten limitiert ist, was beim Jürgen eher weniger der Fall ist, weil wenn der gut spielt, kann er wirklich Großartiges gewinnen. Daniel Köllerer kann halt mit Laufen und dem, was er zur Verfügung hat, vielleicht noch ein bisserl mehr erreichen. Der Herr Schaller war Nummer 17 der Welt ohne Vorhand und ohne Aufschlag. Mit Leistungsbereitschaft ist viel herauszuholen." (APA)