Die "Roten Nasen" wurde vor 15 Jahren in Österreich gegründet.  Mittlerweile gibt es sie auch in sechs weiteren Ländern.

Foto: Thomas Licht

Wien - Die ganz bestimmt von den Betreuten am besten angenommenen "Therapeuten" in Krankenhäusern, geriatrischen Einrichtungen, Rehab-Zentren oder Flüchtlingsheimen sind die Clowndoctors. Was vor Jahren zaghaft startete, hat sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Jetzt feiert die größte derartige Institution - die "Roten Nasen" - den 15. Geburtstag. Seit 1994 sind die Clowndoctors in Österreich los, mittlerweile auch in sechs weiteren Ländern.

"Clown zu sein - das ist keine Technik. Das ist ein Zustand. Das ist eine Art der Betrachtung der Welt. Das hat mit Unschuld zu tun. Der Clown muss erkennen, wo er glaubhaft scheitern kann, wo es Konflikte gibt. Clown zu sein, hat mit Selbstzweifel zu tun. Es ist eine innere Haltung", sagte Giora Seeliger, künstlerischer Leiter der Organisation in Österreich, der 1994 gemeinsam mit dem Kinderpsychiater Max Friedrich und Monica Culen die "Roten Nasen" gründete.

Professionalität der Clowns wichtig

Die Geschäftsführerin der Organisation, Monica Culen, setzt auf Professionalität, da geht es nicht um Goodwill-Amateur-Aktivitäten: "Der wichtigste Teil unserer Arbeit ist natürlich die künstlerische Qualität. Unsere Clowns sind extrem gut ausgebildet. Wir stellen die Struktur zur Verfügung, dass unsere Künstlertruppe gut arbeiten kann. Das sind die Kontakte zu den Spitälern, die Ausbildung, die Supervision der Künstler. Wir wollen mit unseren Clowns nur langfristig zusammenarbeiten. Da gibt es auch Protokolle, Berichte, Workshops." Denn: Nichts ist peinlicher als ein peinlicher Clown. Und - ob im Kinderspital oder auf einer Geriatrieabteilung - Freude und Lachen zu verbreiten, ist gerade in solchen Einrichtungen eine hoch diffizile Angelegenheit. Einerseits, weil sich das Publikum oft in einer stressigen und krisenhaften Situation befindet, andererseits, weil Umfeld und Rahmenbedingungen eben nicht die perfekt auf solche Auftritte ausgerichtete Zirkusmanege ist - mit Zuschauern, die extra des Vergnügens wegen gekommen sind.

Schwieriger Start für Clowndoctors

Aller Anfang war auch für die Roten Nasen Clowndoctors schwer, die vom Pflegepersonal in den Kinderabteilungen der Spitäler zu Beginn oft skeptisch aufgenommen wurden. Mindestens ebenso schwierig sind die Clown-Auftritte vor alten Menschen in Geriatriezentren und Altersheimen.  "Wir wissen ja nicht, welches Leben der einzelne da hinter sich hat. Bei Kindern wissen wir es in etwa. Und dann sind wir ja nicht im 'lustigen Altersheim'. 70 bis 80 Prozent der Menschen in der Geriatrie leiden an Demenz. Und die müssen wir auch 'abholen'. Da sind sie wiederum ähnlich den Kindern. Wir erreichen sie, indem wir sie an etwas aus ihrer Jugend erinnern", so der künstlerische Leiter Seeliger.

Tausende Einsätze

Die "Roten Nasen" sind auch statistisch gesehen eine Erfolgsstory. Absolvierten die Roten Nasen Clowndoctors im Jahr 1995 exakt 231 Besuche auf Kinderstationen, werden es 2009 in Österreich voraussichtlich 1.440 Einsätze sein. Hinzu kommen noch 330 Besuche in Senioren- und 165 in Rehabilitationseinrichtungen. Im Jahr 2003 wurde die gemeinnützige Dachorganisation Red Noses Clowndoctors International (RNI) von der österreichischen Organisation ins Leben gerufen. Nun gibt es diese Clowndoctors auch in Deutschland, Ungarn, der Tschechischen Republik, Slowenien und der Slowakei sowie in Neuseeland. RNI ist operativ die größte Gruppe von Spitalsclowns in Europa - mit im Jahr 2008 mehr als 4.600 Einsätzen von 172 ausgebildeten Clowns in 110 medizinischen Institutionen.

Ermöglicht wird das alles durch Spendengelder. Monica Culen: "In Österreich machen Gelder aus öffentlicher Hand ein Prozent unseres Budgets aus." Und das beträgt in der Alpenrepublik rund 3,8 Millionen Euro. Sonst gäbe es eindeutig weniger zu lachen in den betreuten Institutionen. (APA/red)