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Demonstration gegen das Islamzentrum in der Brigittenau im Herbst 2007.

Foto: APA/Pfarrhofer

Moscheen sind Aufreger, in Österreich wie in anderen europäischen Staaten. Hierzulande sorgen vor allem Heinz-Christian Strache und die FPÖ dafür, dass das auch so bleibt. Im Verein mit Bürgerzorn - 1000 Unterschriften und mehr gegen ein muslimisches Kulturzentrum und Gotteshaus sind rasch beisammen - wurden bundesweit schon eine Reihe von Moscheeideen im Keim erstickt. Sei es mittels Moscheebauverboten wie in Kärnten und Vorarlberg, oder etwa auch dadurch, dass furchtsame Bürgermeister und Magistratsverantwortliche die Projektbetreiber auf die Perspektive langwieriger Baubewilligungsverfahren hinwiesen.

Umso mehr verdient der Bad Vöslauer Bürgermeister Christopf Prinz Respekt. Als vor einigen Jahren Mitglieder der türkischen Community in der niederösterreichischen Gemeinde mit Kulturzentrums- und Moscheebauplänen zu ihm kamen, entschloss sich der einer freien Bürgerliste angehörige Ortschef, die Sache offensiv anzugehen. Obwohl ihm, wie im Gespräch durchklingt, mulmig zumute war, initiierte er ein Mediationsverfahren zwischen "österreichischer Mehrheit" und "türkischer Minderheit" in Bad Vöslau: einem Ort, in dem die "Minderheit" immerhin knapp acht Prozent der Wohnbevölkerung umfasst.

Mehrere Jahre und dreißig (!) Entwürfe später steht das Bauwerk, am 24. Oktober war Eröffnung. Sein graues, betont unauffäliges Äußeres, eine Minikuppel, zwei Miniminarette und der Einsatz von viel Glas, um "Transparenz" zu gewährleisten, stößt architekturbewanderte Zeitgenossen großteils ab. Auch wenn das nachvollziehbar ist: der Umstand, dass das Projekt durchgezogen werden konnte, wiegt mehr. Denn wenn auch nicht ästhetisch - politisch sollte die "Vöslauer Lösung" Modellcharakter haben. Sie beweist, dass offene, kommunale Konfliktaustragung stärker als propagandistisch benutzte Islamfeindlichkeit ist Und stellt klar, dass man Österreichs Muslimen, deren Eltern und Großeltern zum Arbeiten hierher geholt wurden, die jetzt hier leben und auch hier bleiben werden, das Recht sich zu versammeln und zu beten nicht verbieten kann. 

Irene.Brickner@derStandard.at