Wien - Am Ballhausplatz, jenem Ort, an dem die außergewöhnliche Karriere von Johanna Monschein begann, lud Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek Dienstagabend zu einer Präsentation der neuen Biografie dieser besonderen Frau ein. "In einer Zeit, als Frauen noch keine öffentliche Karriere zugestanden wurde, gelang es ihr, gleich auf zwei Gebieten Vorreiterin zu sein", sagte die Ministerin über jene Frau, die ab 1959 als erste Frau Österreich als Botschafterin im Ausland vertat und sich nach ihrer Pensionierung international einen Namen als historische Kinderbuchforscherin machte. 

"Unfreiwilliges Paradestück"

Monschein, Jahrgang 1907, war Gegnerin jeder menschenverachtenden Anschauung. Deshalb, und weil sie eine Frau war, gestaltete sich für sie vieles schwieriger. Nachdem sie gegen den Rat des Vaters Jus studiert hatte, musste sie während der NS-Zeit als einfache Postmitarbeiterin arbeiten. Erst der durch den Krieg bedingte Mangel an männlichen Akademikern ermöglichte ihr eine ausbildungsadäquate Beschäftigung im diplomatischen Dienst. "Sie wurde für viele Frauen zum beruflichen Vorbild", sagte die Frauenministerin, doch selbst habe sich Johanna Monschein "unfreiwillig als eine Art Paradestück" gesehen. 

Immer allein

Und, wie der Titel des Buches "Man ist immer allein . . ." das Leben dieser außergewöhnlichen Frau sehr gut umschreibt, habe sie sich - der Karriere wegen unverheiratet und kinderlos - immer allein gefühlt. Dass sie ihren Humor trotzdem immer behalten hat, zeige einer ihre Aussprüche über Gleichstellung von Männern und Frauen: "Emanzipation findet nicht statt, so lange man dummen Frauen nicht die gleichen Chancen gibt wie dummen Männern." 

Frauenkarrieren

Obwohl Frauen auch heute noch mit vielfachen Schwierigkeiten bei der Karriere kämpfen müssen, habe sich, wie Heinisch-Hosek feststellte, viel geändert. Heute betrage der Anteil der Frauen im Höheren Dienst im Außenamt 33,6 Prozent und im gehobenen Dienst 40,8 Prozent. Die Hälfte der Generalkonsulate, ein Viertel der Botschaften und ein Drittel der Kulturinstitute würden von Frauen geleitet. (red)